Profile für die Regionen

Treptow-Köpenick plant ämterübergreifend und mit den Bürgern die Zukunft

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Bürger, Verwaltung und Politik gestalten gemeinsam Stadtteile. Sogenannte Bezirksregionenprofile bilden die Handlungsgrundlage.

Der Ansatz ist neu: Nicht übereinander reden, sondern miteinander, lautet die Devise. Und deshalb werden Daten gesammelt und aktuelle Zustände analysiert, um anschließend gemeinsam konkrete Ziele und Maßnahmen zu entwickeln.

Was zunächst nüchtern und theoretisch klingt, ist aber alles andere als dröge. »Denn gemeinsam, ämterübergreifend wird mit den Anwohnern praktisch ein Programm zur Entwicklung eines Gebietes für die kommenden fünf Jahre erstellt«, sagt Ines Schilling, Leiterin der Sozialraumorientierten Planungskoordination in Treptow-Köpenick.

Dieser neue Fachbereich mit dem sperrigen Namen wurde im flächenmäßig größten Berliner Bezirk 2013 gebildet. Sechs Mitarbeiter gehören dazu, die direkt dem Bürgermeister unterstellt sind. Ihre Aufgabe lautet: Für 20 Regionen, in die Treptow-Köpenick gegliedert wurde und die in groben Zügen den Ortsteilen entsprechen, Profile zu erarbeiten. Hintergrund ist das »Programm Soziale Stadt der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung«.

Neben Treptow-Köpenick beteiligen sich unter anderem Lichtenberg und Tempelhof-Schöneberg an dem Projekt. Mit Mitte und Marzahn-Hellersdorf wurden zwar Modellgebiete festgelegt, doch es gibt einen breiten Handlungsspielraum. »So entschieden wir uns beispielsweise beim Profil für Oberschöneweide dafür, die Kernindikatoren zu erweitern«, beschreibt Ines Schilling das Vorgehen. Neben Daten zur sozialen Einwohnerstruktur, zu den Themen Jugend, Gesundheit, Wohnen und Grün, fließen auch Angaben zur Gleichstellung sowie zu Menschen mit Behinderung in die Analyse ein. Das wurde wiederum mit allen Fachamtsleitern in der Verwaltung abgestimmt.

In den zurückliegenden Monaten gab es in Oberschöneweide - das Team um Ines Schilling hat diese Region zum Musterprofil erkoren - bereits zwei öffentliche Veranstaltungen. Potenziale und Schwächen des Gebietes rund um die Wilhelminenhofstraße wurden herausgearbeitet sowie Ziele und Maßnahmen entwickelt. Zu den Themen gehören unter anderem die Wuhlheide, die Hochschule für Technik und Wirtschaft und in dem Zusammenhang der Wunsch, Studenten in diesem Ortsteil günstigen Wohnraum zu bieten. Weitere Bereiche betreffen eine »Willkommenskultur«, die Ausweitung des »Wirtschafts- und Kreativstandortes«, die Umsetzung eines Ufer- und Verkehrskonzeptes und die Nutzung von Netzwerken.

»Bis April stellen wir den Entwurf des Bezirksregionenprofils Oberschöneweide fertig«, betont die Leiterin. Erste Maßnahmen seien dann bereits 2014 umsetzbar. Als Koordinator kümmert sich der neue Fachbereich ebenso um Fördermöglichkeiten.

Parallel dazu läuft derzeit die Recherche für die anderen 19 Profile in Treptow-Köpenick. Im September sollen die Ergebnisse öffentlich in Ortsteilkonferenzen präsentiert werden.

Für Ines Schilling ist der Erfahrungsaustausch mit anderen Bezirken unerlässlich. Zu Mitarbeitern aus Mitte und Lichtenberg sowie Tempelhof-Schöneberg gibt es rege Kontakte. Jens-Peter Eismann koordiniert dort das zukunftsweisende Projekt. Sieben Profile werden in Tempelhof-Schöneberg insgesamt erstellt. »Der analytische Teil für die Region Tempelhof ist so gut wie fertig«, berichtet der Koordinator. Er ist von diesem »Instrument als gute Planungsgrundlage für ämterübergreifendes Arbeiten überzeugt.«

Genau wie seine Kollegin Ines Schilling wünscht er sich aber von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mehr Unterstützung im gesamten Prozess und einen Ansprechpartner. »Wir überlegen, ob wir eine gemeinsame bezirkliche Initiative für mehr Unterstützung initiieren«, sagt die Treptow-Köpenicker Koordinatorin.

Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, erklärt auf nd-Anfrage: »Der Senat unterstützt die Bezirke bei der Erarbeitung der Bezirksregionenprofile beispielsweise finanziell und stellt unter anderem spezielle Software wie das ›planraumbezogene Informationssystem Monitoring und Analyse‹ zur Verfügung.« Es sei nicht richtig, dass sich die Verwaltung aus diesem Themenfeld zurückgezogen hätte.

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