nd-aktuell.de / 20.03.2014 / Gesund leben / Seite 10

Genug Insulin für die Safari

Diabetiker sollten sich über geeignete Reiseziele und deren Risiken vorab gut informieren

Ulrike Henning
Auch Diabetiker wollen in den Jahresurlaub fahren. Bei der Auswahl des Ziels fragen sich dann manche, ob sie sich den tropischen Strand oder die Hochgebirgswanderung noch zutrauen können.

Eine gute Vorbereitung macht auch für kranke Menschen wie Diabetiker ungetrübte Ferienfreude möglich. Im Zweifelsfall sollte ein Reisemediziner gefragt werden. Grundsätzlich, so Jens Kröger, niedergelassener Internist und Diabetologe aus Hamburg, sollte eine »stabile Stoffwechsellage vorliegen«. Der Patient sollte im Umgang mit seiner Krankheit prinzipiell schon geschult sein - auch wenn er keine Reisepläne hat.

Betroffen von den Stoffwechselerkrankungen Diabetes mellitus Typ 1 oder Typ 2 sind in Deutschland immerhin sechs Millionen Menschen. Besonders geeignet für sie sind Reisen in gemäßigte Klimazonen. Aber auch die Tropen können besucht werden - von stabil eingestellten und gut geschulten Menschen. Im Gepäck muss etwas mehr Platz geschaffen werden für ausreichend Insulin, Pens, Pumpenzubehör, Spritzen, Teststreifen oder blutzuckersenkende Medikamente, nämlich für das Doppelte des üblichen Bedarfs. Zudem sollte Insulin durchgehend lichtgeschützt und kühl - zwischen 2 und 8 Grad Celsius - aufbewahrt werden, ansonsten kann es seine Wirksamkeit verlieren. Auf Flugreisen ist eine möglichst in Englisch abgefasste ärztliche Bescheinigung über die Hilfsmittel und Medikamente unverzichtbar, dazu der internationale Diabetikerpass. Die ärztliche Erklärung wird schon bei den Sicherheitskontrollen für das Handgepäck nötig.

Zur Reisevorbereitung gehört auch, den Impfschutz zu aktualisieren, weil bei chronisch Kranken Infektionen schwerer verlaufen können. Jens Kröger gibt auch noch Hinweise für den Fall, dass die Reise durch mehrere Zeitzonen verläuft. Bei Reisen nach Westen wird der Tag länger, der Reisende benötigt dann mehr Insulin, entsprechend weniger bei Reisen in den Osten. Gerade bei Flugreisen gibt es noch einige Faktoren, die den Blutzucker beeinflussen: Körperliche Inaktivität, die Zeitverschiebung, häufigere Mahlzeiten als im Alltag oder auch Nervosität. Deshalb sollte der Blutzucker während eines Langstreckenfluges etwa alle drei Stunden gemessen werden.

Komplizierter kann es dann noch einmal am Urlaubsort selbst werden, neben dem ungewohnten Klima und neuen Aktivitäten gibt es oft anders - und häufig mehr - zu essen und zu trinken. In einigen wenigen Kochbüchern zur internationalen Küche ist bereits der Kohlehydratgehalt der entsprechenden Gerichte zu finden. Aber schon in der EU gibt es Unterschiede bei den Lebensmitteln im Supermarkt, so ist in Dänemark offensichtlich mehr Zucker in vielen Produkten enthalten, für Frankreich lässt sich das Baguette schlecht berechnen. Auf die Nahrungsmittelhygiene sollten Diabetiker besonders achten, denn bei einer akuten Durchfallerkrankung ist eine zuverlässige Blutzuckersenkung noch schwieriger.

Auf der Webseite der Deutschen Diabeteshilfe unter www.diabetesde.org/ueber-diabetes/infomaterial[1] finden sich diverse Dokumente, darunter eine Checkliste für Reisen oder der Vordruck einer Bescheinigung für Flugreisen und Grenzkontrollen - dieser wird vom behandelnden Arzt ausgefüllt und bestätigt, dass der Patient eine entsprechenden Anzahl von Insulinampullen, -spritzen, Tabletten und weiteres Material mit sich führen muss.

Links:

  1. http://www.diabetesde.org/ueber-diabetes/infomaterial