Berlinnazifrei am B2604?

Sarah Liebigt freut sich, dass die Polizei jetzt auch twittert

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 2 Min.

»Bitte unterlassen Sie das Anlegen von Vermummung in der Versammlung«, war am Samstagabend auf meinem Handydisplay zu lesen. Daneben das Wappen der Berliner Polizei sowie die Hashtags b2203 und antirep14. Auf Belustigung folgte Erstaunen, dann wollte ich der Polizei meinen Glückwunsch aussprechen. Das sei hiermit nachgeholt.

Jeder politisch aktive Mensch weiß heutzutage, dass ein Handy mit Internetverbindung unerlässliches Informationszentrum auf jeder Demonstration, Kundgebung oder sonstigen politischen Aktionen ist. Und wichtig, um zum Beispiel auf Twitter die neuesten Infos nachzulesen. Aus den vorderen Demoreihen. Oder von Beobachtern, die mitteilen, wie viele Teilnehmer die Demonstration mittlerweile hat. Das sieht man selbst ja nicht, wenn man mittendrin steht.

Nun scheint es, hat man den virtuellen Widerhall vergangener Veranstaltungen aufmerksam studiert und die eigenen Tweets mit den nötigen Hashtags versehen. b2203 für das Datum und dazu den demoeigenen Hashtag, den die Organisatoren selbst in Umlauf brachten. Das lässt hoffen, stand doch die Polizei oft genug für ihre mangelnde Auskunftsbereitschaft in der Kritik. Wie schön könnte es zum Beispiel am b2604 sein. Am 26. April will die NPD durch Kreuzberg laufen. Statt unsichere Beobachterangaben dreifach gegenchecken zu müssen (Aktivisten) oder ständig im Pressebüro anzurufen (Journalisten), bräuchte man nur noch Twitter lesen: »NPD-Demonstration verzögert sich. bisher etwa 20 Teilnehmer anwesend. b2604 berlinnazifrei« - bis es dann schließlich heißt: »NPD-Demonstration abgesagt wegen Straßenblockaden. b2604 berlinnazifrei«

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