nd-aktuell.de / 29.03.2014 / Kultur / Seite 20

Nachrufe

Adolfo Suárez /25. 9. 1932 - 23. 3. 2014

Gedenkminuten sind vor Fußballspielen in Spanien häufig. Dass sie mehrere Minuten dauern, ist selten. Einer, dem solche eine Würdigung zuteil wurde und das auch noch vor dem Clásico zwischen Real und Barça, ist Adolfo Suárez. Im Zeitraffer wurde sein Leben vergangenen Sonntag über die Anzeigetafel des Estadio Santiago Bernabeu abgespielt - insbesondere die demokratischen Episoden in seinem Leben. Es gab auch andere.

Bevor sich Adolfo Suárez um die transición, wie der Übergang von der Franco-Diktatur zur Demokratie genannt wird, seine Verdienste erwarb, war er selbst Repräsentant der Diktatur. Seine politischen Sporen verdiente sich der 1932 im kastilischen Cebreros Geborene in der faschistischen Falange. Später war er Direktor des staatlichen Fernsehens RTVE, des wichtigsten Propagandaorgans des Regimes, und als Staatssekretär Mitglied der Franco-Regierung.

Nach Francos Tod und dem Ruf von König Juan Carlos, eine Übergangsregierung zu bilden, hörte sich das anders an: »Ich glaube, die Demokratie ist die einzige Form, wie wir uns persönlich, wirtschaftlich und sozial weiter entwickeln können.« Als Premier unterzeichnete er 1977 das Amnestiegesetz, das alle Diktaturverbrecher straffrei lässt. Suárez litt seit zwölf Jahren an Demenz. Die Regierung ordnete drei Tage Staatstrauer an. mli

Hilderaldo Bellini / 7. 6. 1930 - 20. 3. 2014

Sein Bild ging um die Welt: Hilderaldo Luiz Bellini war der erste, der die FIFA-Weltcup-Trophäe über den Kopf hob, fest mit beiden Händen, triumphierend. Ein Protokollbruch, 1958 nach dem brasilianischen Sieg 5:2 gegen den Gastgeber Schweden. Heute gehört die Geste zu jedem Weltcup. Auch Mauro, Carlos Alberto Torres, Dunga und Cafu, die anderen Weltmeister-Kapitäne Brasiliens, taten es ihm gleich. Bellini aber war der erste, der den Jules-Rimet-Pokal in das Land holte, das 2014 zum zweiten Mal die Weltmeisterschaft ausrichtet.

Bellini (Foto aus dem Jahr 1965) galt als kompromissloser Verteidiger. Bei der »vergessenen WM« in Chile 1962 gehörte er zum Kader, 1966 wieder, diesmal in England. Den Großen des brasilianischen Fußballs bahnte Bellini den Weg. »Ich war erst 17, zu jung und alles war neu für mich«, beschreibt Legende Pelé seinen Anfang 1958 in der »Seleção« des Kapitäns. »Sehr viel Führung« habe Bellini ihm gegeben. In den letzten Jahren litt Bellini unter Alzheimer. Im Alter von 83 Jahren starb der Brasilianer in São Paulo - in Rio, am Eingang des Maracanã-Stadions, erinnert eine Statue an seine unvergessliche Geste. mag