Irritationen gehören zum Konzept

Der Berliner Puppenspielkünstlerin Uta Gebert schafft Wesen aus einer anderen Welt

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Berlinerin Uta Gebert arbeitet seit 1996 als freiberufliche Puppenspielerin im In- und Ausland. Sie studierte an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« in Berlin und an der École Supérieure Nationale des Arts de la Marionnette Charleville-Mézières in Frankreich. Am 4. April (20 Uhr) feiert ihr neues Stück »Manto« in der Schaubude Berlin Premiere. Mit der Puppenspielerin sprach Lucía Tirado.

nd: Was erwartet uns bei Ihrer neuen Produktion »Manto«?
Gebert: Ich bin wieder bei den Mythen. Ein Pool, in dem ich gern suche. Natürlich anders, als Dichter die Figur verarbeiteten. Manto besitzt in der griechischen Mythologie als Tochter des blinden Sehers Teiresias von Theben selbst die Gabe zu sehen, was anderen verborgen bleibt. Das katapultiert sie in unterschiedliche Welten. Sie hat Schwierigkeiten sich zu orten und versucht, sich aus diesen Zwängen zu befreien. Damit gehe ich um.

Wortlos wie sonst in Ihren Stücken?
Die Musik ist ja mein Text, schickt mich auf die Reise wie beim Tanz die Choreografie. Ich arbeite in der Numen Company wieder mit Musikern und diesmal auch mit einem Sänger zusammen. Natürlich erzähle ich im Spiel eine Geschichte. Aber das Stück erklärt sich übers Gefühl. Intellektuellen Austausch strebe ich nicht an. Ich will berühren, fordere die Fantasie heraus und denke dabei an den Zuschauer, der sich inspirieren lässt. Unterschiedliche Reaktionen kann das hervorrufen. Wie auch immer. Jede ist mir recht. Richtig oder falsch gibt es nicht.

Die Voraufführung war in Strasbourg. Wie kam sie an?
Sehr gut. Aber die Premiere ist nicht zufällig in der Schaubude Berlin. Hier wurde ich in meiner Entwicklung von Beginn an gefördert, von der künstlerischen Leiterin Silvia Brendenal auf meinem Weg stets bestärkt. Immerhin sind meine Stücke, sagen wir mal, etwas schräg. Anders.

Bringt Ihnen das Probleme?
Mitunter sagen Veranstalter, mein Spiel sei nichts für ihr Publikum. Sicher weiß ich, sie sind wirtschaftlichen Zwängen unterworfen und wollen keine Risiken eingehen. Dennoch halte ich es für unangemessen, Zuschauer zu bevormunden. Sollen sie sich doch ihr eigenes Bild machen.

Sieht man Sie im neuen Stück spielen?
Nur Manto ist sichtbar. Mich hinter der großen Puppe verschwinden zu lassen, ist eine Herausforderung für die Lichtdesigner. Auch der Sänger bleibt fast unsichtbar. Irritation gehört zum Konzept. Manto soll alle Blicke einfangen.

Wie entstand die Puppe?
Selbst gebaut wie immer. Zunächst modellierte ich die Büste aus Ton, machte Abgüsse, baute Formen, dann kam der Kunstharzguss. Ziemlich schwer wurde sie. Ich musste ein spezielles Tragesystem entwickeln, um sie führen zu können.

Bei all Ihren Stücken hatten die Puppen natürliches Material an sich.
Anubis besitzt den Schädel eines Schakals, bei Cocon ist es der eines Vogels. Manto trägt ein echtes Rentiergeweih.

Das Weib ist wunderschön.
Sicher, aber anders als ein Mensch. Eben ein Wesen aus anderer Welt, auch wenn sie sehr menschlich wirkt.

Wie wird sie sich bewegen?
Langsam. Sie ruht in sich. Man darf nie über das gehen, was eine Puppe kann, sonst wird sie unglaubwürdig. Dem muss ich nun dienen.

Premiere am 4.4., 20 Uhr, weitere Vorstellungen am 5. und 6.4., Schaubude, Greifswalder Str. 81-84, Prenzlauer Berg, Tel.: (030) 423 43 14; www.schaubude-berlin.de

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