nd-aktuell.de / 05.04.2014 / Wissen / Seite 27

Rehkitze Opfer des Klimawandels

Studie: Erderwärmung überfordert bei Rotwild die Anpassungsfähigkeit

Der Klimawandel gefährdet einer Studie zufolge das Leben neugeborener Rehkitze. Weil der Frühling infolge der Erderwärmung immer früher kommt, überleben weniger von den jungen Rehen in Frankreich ihren ersten Sommer, wie ein Forscherteam um Floriane Plard von der Universität Lyon herausfand.

Während die Pflanzen wegen des Klimawandels immer früher austrieben, blieb die Geburtszeit der Rehkitze in den vergangenen Jahrzehnten unverändert. Dadurch verpassten die stillenden Muttertiere die Zeit des besten Nahrungsangebots und könnten ihre Kitze schlechter versorgen, schreiben die Forscher in der Zeitschrift »PLOS Biology«.

Die Forscher verglichen für ihre Untersuchung den Geburtszeitpunkt der Rehkitze und deren Überlebenschancen mit dem Zeitpunkt des Pflanzenaustriebs über einen Zeitraum von etwa 27 Jahren. Außerdem analysierten Plard und ihre Kollegen die Temperaturentwicklung im Untersuchungsgebiet in der Champagne im Nordosten Frankreichs.

Zwischen 1985 und 2011 stieg die Frühlingstemperatur demnach um rund 1,5 Grad. Die Pflanzen trieben dadurch etwa zwei Wochen früher aus. Der durchschnittliche Geburtszeitpunkt der Rehkitze habe sich aber nicht verändert, berichten die Forscher. Je weiter Frühlingsaustrieb und Geburt auseinanderlagen, desto schlechter stand es demnach um die Überlebenschancen der Kitze. Den Grund dafür vermuten Plard und ihre Kollegen in der schlechteren Versorgung der Muttertiere. Denn die reichhaltige Vegetation während des Pflanzenaustriebs hilft Rehen, ihren erhöhten Energiebedarf für die Milchproduktion zu decken.

Nichts deute darauf hin, dass sich die Rehe an die veränderten Bedingungen anpassen, berichten die Forscher. Ein früher im Jahr geborenes Muttertier bringe nicht automatisch auch das eigene Kitz früher zur Welt. Die Folge: Es gebe keine evolutionäre Anpassung des Geburtszeitpunkts der Rehe an den Klimawandel, erklärt Plard. Insgesamt nehme der Bestand der Rehe dadurch ab.

Die Studie zeige, dass der Klimawandel die Rehe in der Champagne vor ernsthafte Probleme stelle, schreibt der Wissenschaftsjournalist Jonathan Chase in einem Begleitartikel. Andere Tiere wie die Kohlmeise könnten sich gut an die Folgen des Klimawandels anpassen. Sie pflanzten sich einfach früher im Jahr fort. Während der Zeitpunkt der Fortpflanzung bei Kohlmeisen aber von der Lufttemperatur gesteuert werde, löse bei Rehen die Tageslänge den Eisprung aus - und diese bleibt auch im veränderten Klima konstant. dpa/nd