Machtkampf in der Südwest-CDU

Wer wird bei der Wahl 2016 Kretschmann herausfordern?

  • Bettina Grachtrup, Stuttgart
  • Lesedauer: 3 Min.

Zwei Jahre sind es noch bis zur Landtagswahl in Baden-Württemberg. Dann will die Südwest-CDU die hässliche Scharte von 2011, als sie die Macht an Grün-Rot verlor, auswetzen und wieder an die Regierung kommen. Doch wer soll CDU-Spitzenkandidat und somit Herausforderer des populären grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann werden? Die Frage will die Partei später in einer Mitgliederbefragung klären. Es läuft auf einen Zweikampf zwischen dem 52 Jahre alten Landtagspräsidenten Guido Wolf und dem 54 Jahre alten CDU-Landeschef Thomas Strobl heraus.

In Umfragen schneidet die Südwest-CDU ganz gut ab. Und bei der Bundestagswahl hatte sie mit 45,7 Prozent das zweitbeste Ergebnis der Unions-Landesverbände eingefahren. Die Chancen stehen also gut, dass der Spitzenkandidat auch der nächste Ministerpräsident werden könnte.

Strobl, der auch CDU-Bundesvize ist und die CDU-Landesgruppe im Bundestag leitet, hatte seinen Anspruch auf die Spitzenkandidatur im Januar deutlich gemacht. Dem Heilbronner wird zugutegehalten, dass er die Südwest-CDU nach der schmerzlichen Wahlniederlage 2011 zusammenhielt und einen Modernisierungskurs einschlug.

Der Schwiegersohn von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gilt in Berlin als gut vernetzt und kokettiert auch gerne mit seiner Nähe zu Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Kritikern gilt Strobl aber zu sehr als »Berliner«, als zu weit weg von der Landespolitik.

Vor allem Abgeordnete der CDU-Landtagsfraktion beäugen das Engagement des Landesvorsitzenden mit Argwohn, zumal der Spitzenkandidat früher regelmäßig aus ihren Reihen kam. Auch der derzeitige Fraktionschef Peter Hauk wäre gerne 2016 ins Rennen gegangen. Allerdings machten ihm Weggefährten klar, dass er als Spitzenkandidat wohl nur geringe Chancen hätte. Hauk einigte sich dann mit seinem Fraktionskollegen, dem Landtagspräsidenten Wolf, auf einen Deal: Hauk verzichtet zugunsten von Wolf auf eine Bewerbung für die Spitzenkandidatur, dafür macht Wolf Hauk nicht den Fraktionsvorsitz streitig. Die Fraktion steht hinter dieser Abmachung. Landeschef Strobl war nicht beteiligt.

Die Vereinbarung kommt daher in Teilen der Partei nicht gut an. »Wenn die CDU-Landtagsfraktion jetzt dem CDU-Landesverband vorgibt, wer Spitzenkandidat wird, wirft das den Erneuerungsprozess der CDU zurück«, giftete nicht nur der Landeschef des CDU-Sozialflügels, Christian Bäumler. »Das soll keine Bevormundung der Partei sein, sondern einfach ein Angebot. Wir nehmen der Partei nichts vorweg«, entgegnete Fraktionsvize Winfried Mack solchen Vorwürfen.

Auch Wolf ist nicht unumstritten in der CDU. Der Jurist gilt als ehrgeizig und beliebt an der Basis - er tingelt als dichtender Landtagspräsident durch die Lande. Doch Kritiker fragen, ob er auch das Format für eine Spitzenkandidatur hat. Im politischen Kreuzfeuer stand der frühere Tuttlinger Landrat noch nie. Sowohl Strobl als auch Wolf werden dem moderneren Teil der CDU zugerechnet. Beide gelten jedoch als wenig charismatisch.

Eine offene Frage ist, von welchem Posten aus Wolf Wahlkampf machen könnte. Als Spitzenkandidat müsste er das neutrale Amt des Landtagspräsidenten aufgeben. Dann könnte er zum Landesvorsitz greifen - und damit Strobl auch hier Konkurrenz machen. dpa/nd

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