nd-aktuell.de / 15.04.2014 / Politik / Seite 10

Jamaika plant Legalisierung von Ganja

Hans-Ulrich Dillmann

Die jamaikanische Regierung plant noch in diesem Jahr, den Anbau und den Konsum von Marihuana aus medizinischen Gründen zu legalisieren. Noch ist es nicht offiziell, aber hinter verschlossenen Türen wird über mögliche Modalitäten der Entkriminalisierung des Rauschmittels, in Jamaika Ganja genannt, beraten. Angeheizt wurde die Diskussion durch die Gründung der jamaikanischen »Ganja Future Growers and Producers Association«.

Insgesamt 300 Gründungsmitglieder hatten sich Anfang April im Zentrum der jamaikanischen Hauptstadt Kingston getroffen, um auf eine gesetzliche Regelung des Hanfanbaus vorbereitet zu sein und die »Interessen der verschiedenen Akteure bei der Produktion« zu vertreten. Vorrang soll dabei der »traditionelle Anbau von Ganja« haben. Schon heute gilt Jamaika als größter - illegaler - Marihuana-Produzent und -exporteur in der Karibik.

Aufsehen erregte auf der Versammlung im Jamaica Conference Centre, dass daran die Bürgermeisterin von Kingston und stellvertretende Vorsitzende der sozialdemokratischen Regierungspartei People’s National Party (PNP), Angela Brown-Burke teilnahm. Sie moderierte die Versammlung. Ihr Mann Paul Burke gehört zu den einflussreichen Gründungsmitgliedern der Vereinigung, er gehört ebenfalls der PNP um Premierministerin Portia Simpson Miller an.

Auch das Mitglied des Arbeitskreises für die kommerzielle und medizinische Untersuchung (CCMRT), Delano Seiveright, glaubt, dass die Legalisierung nur noch eine Frage der Zeit sei, wie er der jamaikanischen Tageszeitung »The Gleaner« sagte. Die Regierung habe die Zeichen der Zeit erkannt, dass es jetzt wichtig ist, Ganja-Anbau »auf eine neue Rechtsgrundlage zu stellen«. Jamaika werde davon auch auf dem medizinischen Sektor profitieren.

In der Karibik warnen dagegen viele Politiker vor einem Alleingang Jamaikas bei der Legalisierung des Hanfanbaus und -konsums. Der Premierminister von St. Lucia, Kenny Anthony, forderte die jamaikanische Regierung auf, gemeinsam mit den anderen Staaten der Karibischen Wirtschaftsgemeinschaft CARICOM Schritte zur Entkriminalisierung zu initiieren.