In Down Under kommt der Osterbilby

Der Bilby kämpft ums Überleben, weil Hase und Co. ihn in seiner australischen Heimat verdrängen - jetzt schlagen Beuteltierfreunde zurück

  • Michael Lenz, Perth
  • Lesedauer: 3 Min.
Um ihn vom Aussterben zu bewahren, verpassen zwei Tierschützer dem Langen Bilby einen neuen Job: Er soll den Osterhasen ersetzen.

Es ist graubraun, hat lange Ohren, hoppelt - aber er ist kein Osterhase. Auf dessen Job ist der Bilby trotzdem scharf. In Australien ist der Osterbilby schon lange kein Unbekannter mehr. Das liegt an Frank Manthey und Peter McRae. Mit Begeisterung, mit Hingabe, ja, gar mit einem Hauch Besessenheit haben sich die beiden Australier der Rettung des Bilby verschrieben.

Vom Aussterben bedrohte Tierarten gibt es in Australien sehr viele. In einigen Regionen sind sogar die knuddeligen Koalabären ihres Überlebens nicht mehr sicher. Um sich von der »Konkurrenz« der Beschützer so mancher Tierart abzuheben, hatten Manthey und McRae vor vielen Jahren den genialen Einfall, aus dem Bilby den Osterbilby zu machen. Wie jeder gewiefte Verkäufer wissen auch die beiden Männer aus Queensland: Willst du an die Erwachsenen ran, schaffst du das am besten über die Kinder.

In Australien hoppelten die mauseschnäuzigen Beuteltierchen einstmals in den Ausführungen Großer und Kleiner Bilby durch die Lande. Die kleinere Art ist allerdings schon vom Erdboden verschwunden. »Der Kleine Bilby wurde zum letzten Mal 1932 gesehen«, weiß Manthey. Aber auch der Lebensraum des 20 bis 55 Zentimeter langen Großen Bilby, mit dem lateinischen Namen Macrotis lagotis, schrumpft dramatisch. In New South Wales und Südaustralien ist das nachtaktive Tier bereits ausgestorben. In den Halbwüsten im Norden und Westen Australiens soll es noch Bilbys geben.

Grund für den Überlebenskampf des putzigen Kaninchennasenbeutlers sind eingeschleppte europäische Tierarten wie Füchse und Katzen, vor allem aber Hasen und Kaninchen. Die geschätzten 300 Millionen Nager sind Nahrungsmittelkonkurrenten für die einheimische Fauna. Durch ihre Fressgier zerstören sie ganze Landstriche und damit das Habitat einheimischer Arten. Mangels natürlicher Feinde haben die vermehrungsfreudigen Langohren freie Bahn. Deshalb will Manthey dem Hasen die Osterehre nehmen. »Warum sollen wir ein Tier, das immensen Schaden anrichtet, auch noch feiern?«

Im Currawinya Nationalpark richteten Manthey und McRae einen Schutzraum für die Bilbys ein. Dazu musste zum Schutz vor Räubern ein Zaun her. Der kostet jedoch eine halbe Million australische Dollar. Das Geld dafür, für Aufklärungsaktionen und die Bilbyforschung treiben sie mit ihrer »Save the Bilby« Stiftung auf: über Spender, Sponsoren, Bilbypatenschaften oder den Verkauf von Merchandise-Produkten wie Plüschbilbys auf. Und natürlich den Schokobilby zu Ostern.

Den Osterbilby gibt es Dank der Schokoladenmarke Pink Lady von Fyna Foods als Alternative zu den üblichen Schokohasen zu kaufen. »Der Bilby lebt seit 15 Millionen Jahren in Australien«, sagt Fyna-Foods-Sprecherin Natalie Trinh. Die eingewanderten Australier hätten dann in nur etwa zweihundert Jahren das Tier an den Rand der Ausrottung gebracht. Die Firma ist deshalb »stolz darauf, einen positiven Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Tierarten zu leisten«.

Manthey ist ein Überzeugungstäter. Das Schicksal des Bilby ist für den Aussie mit preußischen Vorfahren ein Paradebeispiel für die Sorglosigkeit der Menschen im Umgang mit der Natur. »Wir benehmen uns doch wie besoffene Millionäre«, klagt Manthey. Der wilde Bilby und sein süßer Schokokollege seien »großartige Botschafter«, um auf die Not anderer gefährdeter Tiere aufmerksam zu machen.

Der 10. September ist Down Under seit 2005 der regierungsamtliche »Nationale Bilby Tag«. Den hat Manthey durchgesetzt. Diese Ehre wurde bisher keinem australischen Tier zuteil. Nicht einmal Känguru und Emu, die immerhin Australiens Staatswappen zieren.

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