Werbung

Folge 41: MARKENNAME (Substantiv, der)

Lexikon der Bewegungssprache

  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn eine militant agierende Gruppe sämtliche ihrer Texte und Anschlagserklärungen mit ihrem Gruppennamen unterzeichnet, zeigt sie eine inhaltliche und praktische Kontinuität ihrer Politik. Sie macht ihre politische Entwicklung für Leser/innen ihrer Stellungnahmen transparent und wird damit auch kritisierbar.

Gegen einen solchen feststehenden und verbindlichen »Markennamen« sprechen sich vor allem Autonome aus: Immer ein neuer Gruppenname unter den Erklärungen sei ein Schutz vor Repression, erklären sie in Diskussionspapieren: Ein nach außen hin erkennbarer, kontinuierlich arbeitender Zusammenhang gerate allzu leicht ins Fadenkreuz der Ermittlungsbehörden. Dagegen würden wechselnde Namen weniger Aufmerksamkeit auf sich ziehen und auch die eigene nervliche Anspannung gering halten.

So sind Marken- und No-Name-Produkte in der militanten Linken gleichermaßen beliebt. Außerdem gibt es immer mal wieder einen Anschlag, zu dem eine Stellungsnahme nicht zwangsläufig notwendig ist, weil er sich selbst erklärt. Wenn beispielsweise in der Nacht vor einer Bundestagsdebatte über die Verlängerung eines Bundeswehrmandats ein Militärfahrzeug abgefackelt wird, versteht dies ein jeder als antimilitaristische Aktion gegen Krieg.

Aber ohne Bekennerschreiben entgeht der interessierten Öffentlichkeit die oft spannende Lektüre der mal sachlich-nüchternen, mal intellektuell-wissensgeladenen, manchmal auch theoretisch-tiefgehenden und oft lebendig-peppigen Anschlagsbegründung. nis

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal
Mehr aus: Das APO-Lexikon