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Das Radfernwegenetz ist geknüpft

Land spart bei der Förderung der Lückenschlüsse - Kommunen beim Unterhalt mehr gefragt

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Radwegenetz an Bundes- und Landstraßen hat Fortschritte gemacht, doch der Bedarf an Fahrradwegen ist weiter groß. Das Land konzentriert sich auf wenige Projekte im touristischen Bereich.

Das Netz an touristischen Radfernwegen im Land Brandenburg ist nach Einschätzung der Landesregierung im Wesentlichen komplett. Bund und Land haben ihre Mittelbereitstellung für den Neubau und die Sanierung in der vergangenen Jahre radikal gekürzt.

Mit 6,1 Millionen Euro stehen für Erhalt und Neubau von Radwegen im laufenden Jahr weniger Mittel als zuvor bereit. Im vergangenen Jahr waren es 7,9 Millionen, 2012 11,4 Millionen und 2011 sogar noch 15,6 Millionen Euro. »Das touristische Radfernwegenetz ist weitgehend fertiggestellt«, erklärte Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) in seiner Antwort auf eine große Anfrage der CDU. Worum es jetzt noch gehen könnte, seien »bedarfsgerechte« Lückenschließungen im touristischen Radwegenetz. Dabei werde die Landesregierung unterstützen. Als Beispiel für zwei Förderanträge nannte der Minister das Projekt Lückenschließung am Elbe-Radweg bei Wittenberge (Kosten 1,13 Millionen Euro) und den Europa-Radweg R 1 (Berlin-Kopenhagen) entlang des Templiner Sees in Potsdam, bei dem Kosten in Höhe von 455 000 Euro anfallen. Für jeweils mehrere hunderttausend Euro würden zudem Radwege bei Wildberg, Ziesar und Altfriesack/Wustrau gebaut.

Mit 200 000 Euro je Kilometer ist der Neubau eines Radweges am teuersten - im Jahr 2006 schlug der Kilometer übrigens noch mit 90 000 Euro zu Buche. Die »grundhafte« (also Umfassende) Sanierung kostet diesen Angaben zufolge 35 000 Euro pro Kilometer, die einfache Sanierung, gemeint ist die Beschränkung auf kleine Flickarbeiten, erfordere rund 25 000 Euro pro Kilometer. Radwege sind nach Einschützung von Minister Vogelsänger weniger aufgrund starker Nutzung beeinträchtigt als vielmehr durch »Wurzelaufbrüche und altersbedingte Risse des Asphalts«.

Jörg Vogelsänger machte darauf aufmerksam, dass der Unterhalt und die Pflege touristischer Radwege den jeweiligen Kommunen oder Zweckverbänden obliegen, durch die Wege führen. Dafür stehe »der Landesregierung kein Geld zur Verfügung«. Den Berechnungen des Ministeriums zufolge müssten die Kommunen allein dafür pro Jahr 4,8 Millionen Euro aufwenden. Dabei gilt laut Vogelsänger, dass der Unterhalt für einen Kilometer Radweg im Jahr 700 Euro erfordert. Noch scheint das Problem nicht gravierend: Von insgesamt rund 7400 Radfernwegekilometern in Brandenburg sind rund 5300 vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) als Qualitätsrouten eingestuft worden, sie gelten daher als sehr gut bis befriedigend befahrbar.

Der Sanierungsbedarf ist allerdings bereits jetzt erheblich, räumt der Infrastrukturminister ein. Benötigt würden inzwischen sechs Millionen Euro für Radwege an Bundesstraßen sowie sieben Millionen Euro für Radwege an Landesstraßen. Die Kommunen hätten im vergangenen für zwei Millionen Euro Radwege entlang kommunaler Straßen gebaut, vier Jahre zuvor seien es noch 4,4 Millionen gewesen.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Rainer Genilke hält die Diskrepanz zwischen dem errechneten Sanierungsbedarf und der tatsächlichen Bereitstellung von Mitteln nicht hinnehmbar. »Hier werden Verkehrswege dem Verfall preisgegeben«, betont er. Das sei für ein Flächenland wie Brandenburg eine katastrophale Entwicklung. Und der Grünen-Abgeordneter Michael Jungclaus kritisiert, dass nicht einmal die Hälfte der vor einigen Jahren vorgestellten Radwege-Projekte umgesetzt worden sei. Gute Radwege seien nicht nur ein Faktor der Schulwegesicherung, sondern auch der touristischen Attraktivität, stellt er klar.

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