Auf niedrigem Niveau stabilisiert

17 Schulen bieten in Brandenburg Polnisch-Unterricht an - nach Jahren des Rückgangs

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.
Auch zehn Jahre nach Polens EU-Beitritt bleibt die Sprache des Nachbarlandes vielen Deutschen rätselhaft. An Brandenburgs Schulen wird nach Jahren des Rückgangs jetzt wieder mehr Polnisch unterrichtet.

Inzwischen bieten in Brandenburg wieder 17 Schulen den Polnisch-Unterricht an, teilte Bildungsministerin Martina Münch (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage der FDP-Landtagsfraktion mit. Zwischen 2009 und 2012 war ihre Zahl von 20 auf 14 gefallen. Erfasst wird dabei der Pflicht-, Wahlpflicht- oder Wahlunterricht.

In Grundschulen entlang der polnischen Grenze wird zudem Polnisch als weitere Begegnungssprache in der 1. und 2. Klasse angeboten, fährt die Mitteilung fort. Gesetzlich ermöglicht wurde, dass Polnisch von der 3. Klasse an als »zweite erste Fremdsprache« erlernt werden kann, »wenn die personellen und sächlichen Voraussetzungen gegeben sind«. Dessen Fortführung an weiterführenden Schulen aller Formen sei zu ermöglichen. Der Umfang des Polnischunterrichts in der 3. und 4. Klassenstufe beträgt laut Münch drei Wochenstunden, in den Jahrgangsstufen 5 und 6 seien es vier Wochenstunden.

Bewährt hat sich diesen Angaben zufolge der Einsatz einer Beraterin, die beim Landesschulamt Frankfurt (Oder) angesiedelt ist und landes- sowie schulübergreifend die Lehrer beim Polnisch-Unterricht unterstützt. Überprüft werde vom Ministerium regelmäßig, ob diese organisatorische Form den aktuellen Gegebenheiten und dem zu erwartenden Bedarf angemessen ist.

Neben dem eigentlichen Unterricht gibt es weitere Möglichkeiten, sich die polnische Sprache anzueignen, wie Arbeitsgemeinschaften und gemeinsame Projekte zwischen brandenburgischen und polnischen Schulen. Basis für letztere seinen oft Schulpartnerschaften. Münch zufolge hatten im vergangenen Schuljahr 222 brandenburgische Schulen jeweils mindestens eine Partnerschule in Polen. Gepflegt würden Schülerbegegnungen, Gastschulaufenthalte, der Lehreraustausch und der »deutsch-polnische Tag«. Für solche Begegnungen stünden Zuschüsse des Landes und des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes bereit. Geld gebe es auch über das EU-Bildungsprogramm Erasmus, Stiftungsmittel und kommunale Beiträge.

Nachdem im Zuge der Wende der seinerzeit allgegenwärtige Russisch-Unterricht an den Schulen fast völlig verschwunden war, schien es dem Polnisch-Unterricht nicht anders zu gehen. So gab es noch zehn Jahre nach dem Ende der DDR keine neuen bestätigten Polnisch-Lehrbücher.

Polnisch wurde auch mangels Interesse eher zu einer Art Freizeitspaß. Zwar lernten - statistisch gesehen - nach der Jahrtausendwende wieder mehr Schüler in Brandenburg die polnische Sprache. Wie das Bildungsministerium jedoch einräumte, traf das vor allem auf den fakultativen Bereich zu. Stieg die Zahl der Schüler, die sich mit der polnischen Sprache beschäftigten, auch auf bis zu 866 Schüler, so war das vor allem auf den Zuwachs im fakultativen beziehungsweise Freizeitbereich zurückzuführen. Reduziert hat sich dagegen die Zahl der Kinder, die Polnisch als reguläres Unterrichtsfach belegt hatten. Zugleich ging die Zahl der Polnisch-Lehrer im Land von 15 auf zehn zurück. Das Bildungsministerium verwies darauf, dass es derzeit bei Eltern und Schülern »nur eine geringe Nachfrage nach Polnisch-Unterricht« gebe und dem »Erlernen eine westeuropäischen Sprache der Vorrang eingeräumt« werde.

Daneben gibt es an einigen Schulen Lerngruppen für Kinder und Jugendliche, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Das betrifft rund vier Prozent aller Schüler an Brandenburgs. So hat es zumindest zeitweilig in Potsdam drei Sprachgruppen für vietnamesische Kinder gegeben, zwei Gruppen, in denen auf Albanisch unterrichtet wird, und je eine für Russisch, Polnisch und Arabisch.

In ihrer Anfrage wiesen die Abgeordneten Andreas Büttner und Jens Lipsdorf (beide FDP) darauf hin, dass Ministerpräsident Dietmar Woidke zum Polen-Beauftragten der Bundesregierung ernannt worden sei. Die Landesregierung habe sich zur Stärkung des Schüleraustauschs und auch für die Steigerung des Interesses am Erlernen der polnischen Sprache ausgesprochen. Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Fachkräftemangels stelle das Erlernen der polnischen Sprache »einen wichtigen Schwerpunkt dar«.

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