Fast 17 000 freie Stellen gemeldet

Arbeitslosenquote sank im April von 10,2 auf 9,6 Prozent

Die gute Nachricht zum 1. Mai: Nur noch 127 980 Brandenburger sind erwerbslos gemeldet. Der Wermutstropfen: Jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte verdient weniger als 8,50 Euro die Stunde.

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) wertete dies als »wirklich gute Nachricht zum 1. Mai«. Da angesichts des Frühlings zum Beispiel wieder mehr Bauarbeiter und Kellner beschäftigt werden, ist die Arbeitslosenquote im Land Brandenburg erneut unter die Zehn-Prozent-Marke gefallen.

Das allein wäre jedoch noch nichts Besonderes, denn in den warmen Jahreszeiten geschah dies seit dem Jahr 2010 regelmäßig. Doch nun meldete die Arbeitsagentur immerhin auch »den niedrigsten Stand in einem April seit 1991«. 127 980 Brandenburger ohne Job sind jetzt noch registriert. Das sind 8603 weniger als im März und 10 441 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank binnen eines Monats um 0,6 auf 9,6 Prozent. Sie liegt damit um 0,7 Prozent unter dem Vorjahreswert.

»Seit Jahresbeginn meldeten die Brandenburger Unternehmen den Arbeitsagenturen fast 17 000 offene Arbeitsplätze - über 900 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres«, erklärte Dieter Wagon, Regionaldirektionschef der Arbeitsagentur. Erfreulich sei vor allem der weitere Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Erwerbslosen unter 25 Jahren um 18 Prozent. Das sind 2000 junge Arbeitslose weniger als vor einem Jahr, rechnete Wagon vor.

»Langfristig bleibt Brandenburg wirtschaftlich aber nur mit guten Löhnen erfolgreich«, mahnte der DGB-Funktionär Detlef Baer. Ministerpräsident Woidke sagte: »Wer Vollzeit arbeitet und von früh bis spät die Ärmel hochkrempelt, der muss auch von seiner Arbeit leben können.«

Nach Ansicht von Sozialminister Günter Baaske (SPD) ist der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro, der nun endlich eingeführt werden soll, »ein wichtiges Instrument im Kampf gegen Niedriglöhne«. In Brandenburg verdiene derzeit noch jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte weniger als das. Baaske bemerkte: »Gesetzliche Mindestlöhne können Dumpinglöhne verhindern, eine anständige Bezahlung und ordentliche Arbeitsbedingungen benötigen Tarifverträge.«

Der Landtagsabgeordnete Andreas Bernig (LINKE) erinnerte an die 52 000 Langzeitarbeitslosen im Bundesland, die »seit Jahren durch das arbeitsmarktpolitische Raster der Bundesregierung fallen«. Bei aller Freude über niedrige Arbeitslosenzahlen dürften solche Defizite nicht totgeschwiegen werden. Das jetzt von der Bundesarbeitsministerin angekündigte Förderprogramm für 30 000 Langzeitarbeitslose sei nur auf Unternehmensinteressen ausgerichtet, bemängelte Bernig. Demnach sollen Firmen maximal 18 Monate lang Zuschüsse erhalten, wenn sie Erwerbsfähige beschäftigen, die seit zwei Jahren eine Arbeit suchen und keinen Berufsabschluss beziehungsweise keinen nützlichen Abschluss haben. Hier werde nur eine Zielgruppe anvisiert, die leichter mit Jobs versorgt werden kann, meinte Bernig. Die LINKE wolle, dass auch für Ältere, die sehr lange keine Stelle mehr hatten und mehrere Vermittlungshemmnisse haben, etwas getan werde.

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