Wo geht eigentlich die Sonne auf?

Zahl der Regelverstöße in Naturschutzgebieten von 7000 auf 1000 gesunken

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.
Aus finanziellen Gründen wird die Zahl der Naturwächter in Brandenburg leicht reduziert. Künftig sollen die Ranger den Studiengang Schutzgebietsbetreuer absolviert haben.

Die Großschutzgebiete in Brandenburg haben sich gut entwickelt, auch der Naturtourismus. Die Zahl der Verstöße gegen Verhaltensregeln ist binnen 15 Jahren von rund 9000 auf unter 1000 im vergangenen Jahr zurückgegangen. Die verbliebenen Verstöße waren zumeist auf Unkenntnis zurückzuführen, selten auf bösen Willen der Besucher. Von den vom Land finanzierten 94 Naturwächtern werden in den kommenden Jahren viele in den Ruhestand gehen, sagte Umweltministerin Anita Tack (LINKE), als sie die Bilanz der Wacht präsentierte. Denn nach 1990 waren viele Naturwächter ungefähr im gleichen Alter, als sie ihre Arbeit aufgenommen haben.

Tariferhöhungen zwingen zu besserer Bezahlung. Weil aber das Geld dafür nicht vorhanden ist, wird die Zahl der Ökoranger dem Vernehmen nach auf 89 zurückgehen. Ausgeglichen werden soll das durch eine höhere Qualifikation der Nachfolger. In der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde wird der neue Studiengang »Schutzgebietsbetreuer« eingerichtet. Ab 2016 werde es jährlich 15 Absolventen geben, sagte Hochschulpräsidentin Vera Luthardt. Der Bachelorabschluss berechtige auch zu einem höheren Lohn, ließ sie durchblicken. Die Ansprüche an den Beruf des Naturwächters seien aber auch gestiegen: durch international verbindliche Berichtspflichten, Dauerbeobachtungsprogramme, die Bildung für nachhaltige Entwicklung und die Anleitung freiwilliger Helfer.

Darüber, dass die Regelverstöße in den Naturparks in jüngster Zeit »relativ stark zurückgegangen« sind, freute sich Naturwachtleiter Manfred Lütkepol. Doch bedeute dies nicht, dass sich nicht auch immer wieder ernsthafte Vorfälle ereignen. Lütkepol erwähnte das rechtswidrige Anlegen eines Entwässerungsgrabens durch eine Orchideenwiese, die Einleitung von Gülle aus einer Tiermastanlage in einen Fluss und die »massive Zerstörung von Biberbauten«. Vor allem der Naturpark Märkische Schweiz sei von solchen Vorkommnissen betroffen. Übertreten werde auch immer wieder das Verbot, Waldtiere außerhalb der Notzeit im Winter zu füttern, um sie für die Jagd anzulocken. Allein im Biosphärenreservat Schorfheide seien zwölf Fälle registriert worden, in denen Sondermüll illegal abgelagert worden ist.

Allen Kampagnen zum Trotz verfügen Kinder und Jugendliche über immer weniger Kenntnisse über die Natur, hält der Jahresbericht der Naturwacht fest. »So weiß fast die Hälfte aller befragten Kinder nicht, dass die Sonne im Osten aufgeht«, heißt es. Die Naturwacht hat verschiedene Umweltbildungsprogramme entwickelt. »Das 2012 in Dienst gestellte Forschungsschiff ›Solar Explorer‹ ist ein gutes Beispiel für die Verknüpfung von schulischer und außerschulischer Bildung.« Im Rühstädter »Storchenfeierabend« können Menschen die stimmungsvolle abendliche Rückkehr der Störche verfolgen. Schutzvorrichtungen für Kibitznester sollen eine Vogelart vor dem Aussterben bewahren. Sie ist vom Fuchs stark bedroht.

Während des Elbehochwassers sei es gelungen, die Deiche zu schützen, ohne - im Unterschied zu anderen Bundesländern - Biber abschießen zu müssen, erwähnte Umweltministerin Tack ein Resultat der Tätigkeit der Naturwacht. Allerdings haben die Konflikte um den streng geschützten Biber an der Oder zugenommen, so dass der Umweltausschuss des Landtags eine neue Verordnung vorbereite. »Die Meinungen gehen sehr auseinander.« Auf Antrag beziehungsweise bei Gefahr im Verzuge sei es schon jetzt möglich, Biber abzuschießen, wenn seine Biberbaue die Landschaft und die Landwirtschaft allzu sehr beeinträchtigen.

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