Mutmaßliche Pädophile wieder auf freiem Fuß

Drei der in Sachsen-Anhalt gefassten Verdächtigen »einschlägig vorbestraft«

  • Lesedauer: 2 Min.
Sie tauschen sich im Internet über ihr sexuelles Interesse an Kindern aus. Nur selten treffen sie sich in der Realität. In Aschersleben hatte die Polizei elf mutmaßliche Pädophile jetzt genau im Blick - und griff zu.

Magdeburg. Die in Sachsen-Anhalt gefassten mutmaßlichen Mitglieder eines Pädophilen-Rings sind vorerst wieder auf freiem Fuß. Es bestehe ein »Anfangsverdacht«, der für einen Haftbefehl nicht ausreiche, sagte der Einsatzleiter der Polizei, Holger Herrmann, am Montag in Magdeburg. Gegen die elf Verdächtigen wird wegen des Anfangsverdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern sowie Besitzes und Verbreitung von Kinderpornografie ermittelt. Laut Herrmann sind drei Verdächtige »einschlägig vorbestraft«. Die meisten hätten in Vernehmungen pädophile Neigungen zugegeben, jedoch keine Straftaten eingeräumt. »Wir stehen im Augenblick noch am Anfang der Ermittlungen«, so Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU).

Die Tatverdächtigen - zehn Männer von 23 bis 60 Jahren und eine 57-jährige Frau - waren am Samstag in Aschersleben gestellt und in Gewahrsam genommen worden. Sie stammen aus Aschersleben, Berlin, Dresden, Leipzig und Dortmund sowie aus der Schweiz. Die Gruppe kannte sich laut Polizei aus einem Pädophilen-Chatroom im Internet. Am 25. April hatte es einen ersten Zeugenhinweis zum geplanten Treffen in Sachsen-Anhalt gegeben, zu dem ein 54-Jähriger aus Aschersleben eingeladen hatte. Ziel sei gewesen, »Aufenthaltsorte von Kindern zu besichtigen und neue Kontakte zu Kindern zu knüpfen«, so Herrmann. Die Tatverdächtigen besuchten am Samstag einen Kinderflohmarkt und den Zoo in Aschersleben, wo sie sich hauptsächlich am Kinderspielplatz aufhielten.

Die fünfjährige Nichte des Tatverdächtigen aus Aschersleben wurden nach Erkenntnissen der Ermittler dabei als eine Art Lockvogel missbraucht, um Kontakt zu anderen Kindern zu bekommen. Sie wurde dem Jugendamt übergeben, ist aber inzwischen wieder bei ihrem Vater.

Die Polizei hatte die Verdächtigen nach eigenen Angaben »immer im Blick und unter Kontrolle«. Beim Verlassen des Zoos wurde die Gruppe gefasst. Die Identität der Verdächtigen wurde geklärt; zudem wurden Unterkünfte in Aschersleben, Berlin und Dortmund durchsucht und Datenträger beschlagnahmt.

Herrmann geht davon aus, dass die Ermittlungen »noch weitere Personen betreffen« werden. Im Chatroom seien noch mehr Menschen aktiv als die jetzt elf bekannten Verdächtigen. Derzeit werde die Zusammenarbeit mit anderen Polizeibehörden und Staatsanwaltschaften koordiniert. AFP/nd

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