nd-aktuell.de / 08.05.2014 / Politik / Seite 4

Rechtsaußen

Tamás Sneider: Rechtsextremer im ungarischen Parlamentspräsidium

Detlef D. Pries

Für Gábor Vona, Chef der rechtsextremen ungarischen Partei Jobbik (Die Besseren), ist es ein »Sieg der Demokratie«. Hannes Swoboda, Fraktionschef der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament, nennt es »eine Schande«: In Budapest wurde am Dienstag Tamás Sneider als Jobbik-Vertreter zu einem der fünf Vizepräsidenten des ungarischen Parlaments gewählt - mit den Stimmen von Premier Viktor Orbán und fast allen Abgeordneten der regierenden konservativen Partei Fidesz.

Sneider, heute 41 Jahre alt und Vater dreier Kinder, hatte Anfang der 90er Jahre unter dem Kampfnamen »Roy« im nordungarischen Eger eine gewalttätige Skinhead-Truppe angeführt, die sich »Vereinigung der Nationalen Jugend« nannte. 1992 wurde der Absolvent einer Landwirtschaftsschule wegen Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Wie er später selbst schrieb, hatte er »nur einem Zigeunermafioso die Fresse poliert«.

In den Jahren 2000 bis 2007 Mitglied der rechtsextremen MIÉP, vertrat Sneider die »Ungarische Partei der Wahrheit und des Lebens« in Egers Gemeinderat. Als Gegner der damaligen sozialdemokratisch geführten Regierung nahm er im September 2006 an der gewaltsamen Erstürmung des Budapester Fernsehgebäudes teil. Im Jahr darauf wechselte er die Partei und wurde Jobbik-Ortsvorsitzender in Eger. 2010 erstmals ins Budapester Parlament gewählt, leitete er - der seine Eltern im Streit um Familienbesitz entmündigen lassen wollte - ausgerechnet den Ausschuss für Jugend, Soziales und Familie. Ziel der Ausschussarbeit müsse sein, »dass möglichst viele Kinder auf die Welt kommen«, erklärte Sneider seinerzeit, allerdings sei auf deren »Qualität« zu achten; denn auf ein ethnisch magyarisches Kind kämen 2,9 Romakinder.

Orbáns Unterstützung für seine Wahl zum Parlamentsvize dürfte Sneider nicht überrascht haben. Er sieht viele Gemeinsamkeiten in den Vorstellungen seiner und der Regierungspartei: Der Unterschied bestehe nur darin, dass Jobbik sofortige und radikale Veränderungen wolle, »während Fidesz dies langsamer erreichen will«.