nd-aktuell.de / 09.05.2014 / Politik / Seite 3

Kekse, Pillen, Lutschtabletten - aus Cannabis mit Bio-Siegel

Max Böhnel

Seit vielen Jahren bekommen Patienten im USA-Bundesstaat Colorado Marihuana auf Rezept. Seit Jahresbeginn können in dem Bundesstaat mit fünf Millionen Einwohnern Erwachsene ab 21 Jahre Cannabis rezeptfrei erwerben. Bis 70 Geschäfte bieten in der Hauptstadt Denver Marihuana aus heimischer Produktion an - von Cannabisblüten aus biologischem Anbau über Kekse und Pillen bis zu Säften und Lutschtabletten. Im Bundesstaat Washington, in dem per Volksentscheid - wie in Colorado - die Legalisierung von einer Mehrheit befürwortet wurde, eröffnen demnächst die ersten Geschäfte ihre Pforten.

Auf fast 20 Millionen wird die Anzahl der Cannabis konsumierenden Amerikaner geschätzt. Die Illegalität der inzwischen selbst von USA-Präsident Barack Obama »weniger gefährlich als Alkohol« eingestuften Rauschdroge hat in den USA im Rahmen des »war on drugs« zur Überfüllung der Gefängnisse geführt. Ihre Insassen: Millionen von Opfern der Kriminalisierung von Konsum und Vertrieb von Marihuana; Menschen, die keinerlei Gewalttätigkeit angeklagt waren.

Die erfolgreichen Volksentscheide in Colorado und Washington gelten als Meilensteine einer dringend notwendigen Reform der US-Drogenpolitik. Befürworter erhoffen sich einen Dominoeffekt auf andere Bundesstaaten. In zwei Dutzend von ihnen ist Marihuana auf Rezept erhältlich.

In der US-Öffentlichkeit ist nach Jahrzehnten der Verdammung von Cannabis ein Stimmungsumschwung zu verzeichnen. Eine knappe Mehrheit befürwortet die Legalisierung. Drei Viertel plädieren für Straffreiheit bei Eigenkonsum. Selbst konservative Politiker treten inzwischen offen für die begrenzte Freigabe und für Marihuana auf Rezept ein. Steuereinnahmen aus dem Geschäft mit Cannabis versprechen mehr Geld in den Staatskassen.

Dass die Washingtoner Regierung auf absehbare Zeit mit einem Bundesgesetz nachzieht, ist aber zu bezweifeln und aus linker Sicht nicht unbedingt unterstützenswert. Die Beschränkung auf die einzelstaatliche Regulierung erschwert multinationalen Konzernen wie Monsanto oder Philip Morris derzeit den Einstieg in das Geschäft. Stattdessen floriert, wie in Colorado und Washington, der Kleinhandel.