nd-aktuell.de / 13.05.2014 / Brandenburg / Seite 13

Pflegeberatung soll ausgebaut werden

Wilfried Neiße
Angesichts wachsender Ansprüche an das System der Pflege fordert Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske (SPD) eine Reform des Bewertungssystems.

Die bisherige Regelung sei starr, unflexibel und führe mitunter zu lebensfremden Entscheidungen, sagte Baaske am Montag in Potsdam anlässlich des »Tages der Pflege«. Die in Deutschland vorgeschriebene Einteilung in drei oder vier Pflegestufen werde der Vielzahl der Möglichkeiten nicht gerecht. Die Bewertung müsse »feingliedriger« werden. Wenn ein Demenzkranker zwar körperlich in der Lage sei, sich ausreichend zu pflegen, er es aber nicht tue, weil er es vergesse, dann dürfe man ihm die Hilfe nicht länger verweigern. An Ungereimtheiten seien weder die Begutachter noch die Krankenkassen schuld. »Das Gesetz hat schuld«, sagte Baaske.

Auf den Prüfstand gehöre das in Deutschland nach Minuten abgezirkelte Berechnungssystem, so Baaske. Besser laufe das etwa in Schweden. Dort erledige eine Gemeindeschwester »vor Ort« was nötig sei und rechne ab. Dort gelte auch, dass bestimmte Dienste und Einrichtungen für definierte Regionen zuständig seien. Das müsse auch in Brandenburg durchgesetzt werden, so der Minister. Der hier auf diesem Gebiet herrschende freie Wettbewerb habe schon dazu geführt, dass Unternehmen ihre Pflegeleistung für bestimmte Ortschaften einfach gekündigt haben. Besser sei es, bestimmten Diensten die Zuständigkeit für konkrete Regionen zu übertragen.

Baaske kündigte den weiteren Ausbau der Pflegeberatung an. Inzwischen gebe es derartige Einrichtungen in allen Landkreisen, ferner 20 Außenstellen. Pflegeberaterin Kerstin Demming aus Luckenwalde teilte mit, ihr Pflegestützpunkt habe an drei Tagen in der Woche geöffnet. Menschen, die Pflege beantragen wollen, würden dort über die Möglichkeit beraten, Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch zu nehmen. Ziel der Stützpunkte sei es, dass die Menschen so lange wie möglich unter akzeptablen Bedingungen in ihrem häuslichen Umfeld leben können. Laut Baaske erhalten 77 Prozent der zu pflegenden Menschen in Brandenburg die Leistungen daheim.

Fast 100 000 Menschen in Brandenburg nehmen Leistungen der Pflege in Anspruch, 56 Prozent davon im Rahmen der Pflegestufe 1, gefolgt von 32 Prozent in der Pflegestufe 2 und zwölf Prozent in der Pflegestufe 3. Fachleute rechnen mit einem Anstieg bis 2030 auf 160 000 Pflegefälle in Brandenburg. Die Zahl der hauptberuflich im Pflegebereich arbeitenden Menschen müsse sich bis dahin von heute rund 28 000 auf 56 000 erhöhen, so Baaske.