Der US-General und die Mobilmachung

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Am 10. Juli 1950 fand ein Treffen statt, bei dem außer dem stellvertretenden Hohen Kommissar, US-Generalmajor George P. Hays, der persönliche Referent von Bundeskanzler Konrad Adenauer, Herbert Blankenhorn, der militärische Kanzlerberater Wehrmachtpanzergeneral a.D. Gerhard Graf von Schwerin sowie Geheimdienstchef Reinhard Gehlen teilnahmen.

Beraten wurde über Maßnahmen, »die bei einem plötzlichen Angriff russischer Truppen auf das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland erforderlich sein würden«. Gegenüber Hays stellten die deutschen Teilnehmer klar, dass die deutsche Bevölkerung nicht »Kanonenfutter« unter fremdem Kommando sein wolle. Auf eine entsprechende Anforderung der Bundesregierung jedoch würde man sich »sehr wohl bereitfinden«, mit den Alliierten zusammen Deutschland zu verteidigen. Vorausgesetzt, es werden Waffen in ausreichendem Maße geliefert.

Der US-General legte für den Kriegsfall - so notierte zumindest Blankenhorn - besonderen Wert auf die möglichst rasche Weiterschleusung von militärisch ausgebildeten Flüchtlingen und betonte, dass es den Alliierten zweifellos möglich sein würde, diesen Weitertransport westlich des Rheins durch Eisenbahnen vorzunehmen.

Hays warf die Frage auf, »ob nicht irgendeine Möglichkeit gegeben sei, (dass) die Angehörigen gewisser früherer Formationen wie Angehörige von bestimmten Panzerdivisionen durch militärische oder zivile Stellen aufgefordert würden, sich an bestimmten Orten zu melden, um dort zusammengefasst zu werden, aus dem Kampfgebiet herausgeführt und außerhalb dieses Gebietes in ruhigeren Regionen zu deutschen Kampfeinheiten zusammengeschlossen und bewaffnet zu werden.«

Bereits ein Jahr darauf war alles in die Wege geleitet. Die Mobilmachungsmaßnamen sahen vor:

1. Versammlung aller wehr- und waffenfähigen Männer der Division auf Stichwort an bestimmten Sammelplätzen ohne Familienangehörige, getrennt nach den ehemaligen Bataillonen und Abteilungen.

2. Bereitstellung der für den Abtransport dieser Männer notwendigen Transportmittel.

3. Bereitstellung von Lebensmitteln und Betriebsstoff für die Durchführung des Abtransports.

Man hatte bereits Depots mit Lebensmitteln und Betriebsstoff in der Nähe der Sammelplätze angelegt. Nur mit der Bewaffnung gab es Probleme. Doch Dank der Absprachen mit Ex-General Anton Grasser, der 1950 zum Inspekteur der Bereitschaftspolizeien und 1951 zum Chef des Bundesgrenzschutzes ernannt worden war, fand man Wege, um das Problem zumindest teilweise zu beheben. Die Übernahme der Waffen sei auch deshalb notwendig, damit sie nicht in die Hände von Kommunisten fallen, wurde argumentiert. hei

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