nd-aktuell.de / 17.05.2014 / Politik / Seite 20

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Dr. Jacinto Convit /11. 9. 1913 - 12. 5. 2014

Das Schlüsselerlebnis im Leben des venezolanischen Mediziners Jacinto Convit García war wohl, als er in den 1930er Jahren seinen Professor in eine Lepra-Kolonie nahe seiner Heimatstadt Caracas begleitete. Die von einem Bakterium aus der gleichen Gattung wie der Tuberkuloseerreger ausgelöste Krankheit konnte damals nicht geheilt werden. Wegen der Ansteckungsgefahr wurden die »Aussätzigen« faktisch aus der Gesellschaft ausgesperrt. Erst 1940 kam mit den Sulfonamiden eine Heilung in Sicht. Convit war der erste Arzt in Venezuela, der Leprapatienten erfolgreich mit dem neuen Medikament bekandelte. Viele wurden geheilt, und noch wichtiger, sie konnten ins normale Leben zurückkehren.

Convit versuchte auf der Basis des 1930 eingeführten BCG-Tuberkulose-Impfstoffs auch eine Impfung gegen Lepra und die Tropenkrankheit Leishmaniose zu entwickeln, die sich aber wegen begrenzter Wirksamkeit nicht durchsetzte. Wegen seiner Verdienste bei der Bekämpfung dieser Krankheiten wurde Convit 1987 mit dem spanischen Prinz-von-Asturien-Preis geehrt. Der Mediziner versuchte noch bis kurz vor seinem Tod im Alter von 100 Jahren in dem von ihm gegründeten Institut eine Immuntherapie für Krebs zu finden. Der letzte seiner mehr als 300 wissenschaftlichen Artikel erschien im vergangenen Jahr. StS

Malik Bendjelloul /14. 9. 1977 - 13. 5. 2014

Er verfilmte eine der berührendsten und verrücktesten Anekdoten der Popgeschichte und gewann dafür 2013 den Oscar für die beste Dokumentation. Malik Bendjelloul, der Regisseur des Films »Searching for Sugarman« über den Folkmusiker Sixto Diaz Rodriguez, ist als Kinderdarsteller in einer schwedischen TV-Serie aufgetreten, später hat er Filmproduktion und Regie studiert. Der Sohn eines algerischstämmigen schwedischen Physikers und einer Malerin wuchs mit seinem Bruder in der südschwedischen Region Schonen auf.

In »Searching for Sugarman« erzählte Bendjelloul vom skurrilen Schicksal des US-Sängers Rodriguez, der in seiner Heimat kommerziell scheiterte, aber in Südafrika große Erfolge feierte - ohne dass er davon wusste. Im Glauben, der Künstler sei tot, wurde Rodriguez dort zur Protestikone der weißen Apartheid-Kritiker und angeblich »größer als Dylan« - während er tatsächlich in Detroit auf dem Bau schuftete.

Malik Bendjelloul wurde nur 36 Jahre alt und nahm sich selbst das Leben, wie sein Bruder erklärte. Bendjelloul litt nach Angaben seiner Familie seit geraumer Zeit an schweren Depressionen. tri