Hoffen auf den Heilsbringer

Hilmar König zur Kursänderung in der indischen Politik

  • Hilmar König
  • Lesedauer: 1 Min.

Indiens Wählerschaft hat ihr Urteil gesprochen: Sie will einen Regierungswechsel. Die Indische Volkspartei (BJP) löst die Kongresspartei nach einem sensationellen, bereits als »historisch« gepriesenen Sieg ab. Erstmals seit 30 Jahren, so sagen es jedenfalls die Hochrechnungen, erringt eine Partei die absolute Mehrheit. Damit steht Indien eine fundamentale Kursänderung bevor, denn die BJP ist ihrem Charakter nach religiös-nationalistisch und rechts. Ihr Frontmann Narendra Modi will als marktradikaler Heilsbringer mit eiserner Faust herrschen.

Die Kongresspartei konnte es bis zuletzt nicht fassen, dass ihre Uhr vorerst abgelaufen ist. Doch die Berufung eines Sprosses aus der Nehru-Gandhi-Dynastie zum Spitzenkandidaten vermochte Korruptionsaffären und Wirtschaftseinbrüche nicht vergessen zu machen. Jetzt wird sich die Partei, die Indien seit der Unabhängigkeitserklärung fast durchgängig prägte, an die Oppositionsrolle gewöhnen müssen. Aber auch die Regionalparteien und die Linken wurden heftig gerupft.

Modis BJP verdankt ihren Sieg sowohl der Mittelklasse, die mehr vom »Entwicklungskuchen« haben will, als auch den ausgegrenzten Massen, die den Versprechungen des Chefministers aus Gujarat geglaubt haben. Das dortige »Wirtschaftswunder« hat jedoch die arme Landbevölkerung nicht satt gemacht. Modi verheißt nun »gute Tage« für ganz Indien. Die süßen Bonbons, die bei den Siegesfeiern der BJP in die Menge gestreut werden, reichen indes nicht einmal für Stunden.

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