Simulierte Renaissance der Atomindustrie

Für Henrik Paulitz (IPPNW) machen AKW-Konzerne sittenwidrig viel Geld mit künstlicher Knappheit bei Strom

Die Atomindustrie hat sich wegen der Störfallserien von der Kernkraft eigentlich schon verabschiedet 
und möchte das Ende nur möglichst lange hinauszögern, meint Henrik Paulitz. Der Biologe (Jg. 1968) ist Energie-Fachreferent der atomkraftkritischen Ärzteorganisation IPPNW. Mit ihm sprach 
Reimar Paul.

60 Jahre nach Beginn der Stromerzeugung in Atomkraftwerken, 28 Jahre nach Tschernobyl und drei Jahre nach Fukushima beschwört die Kernenergiegemeinde eine weltweite Renaissance der Atomkraft. Gibt es diese wirklich?
Nein. Das De-facto-Kartell der Großbanken, Energie- und Rüstungskonzerne verfolgt zwei Ziele: Zum einen möchte es mit den weltweit laufenden Atomkraftwerken noch so lange wie möglich sittenwidrig überhöhte Gewinne erzielen. Zum zweiten ist ein gewisser Restbestand von Atomkraftwerken hilfreich für die Legitimierung des militärischen Zweiges der Atomwirtschaft. Daher hält man schon seit den 1980er Jahren weltweit immer ein paar Atomkraftwerke »in Bau«, ohne sich aber sonderlich zu beeilen, diese fertigzustellen. Warum sollten die Konzerne auch den Strompreis verfallen lassen, indem sie zu viele Kraftwerke ans Netz bringen? Zweck eines Kartells ist nicht die Erzeugung von Überfluss, sondern die Erzeugung künstlicher Knap...


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