nd-aktuell.de / 04.06.2014 / Kultur / Seite 12

Warnende Gebäude

»Stadtlandschaften« von Konrad Knebel in der GBM-Galerie

Peter H. Feist

Der aus Leipzig stammende, seit 63 Jahren in Berlin lebende Maler Konrad Knebel gibt ein hervorragendes Beispiel dafür, welche kostbaren künstlerischen Werte durch Konzentration auf einen Gegenstandsbereich und beharrliches Festhalten an einer eigenen Gestaltungsweise entstehen können. Er entschied sich dafür, nur durchschnittliche städtische Gebäude unter verhangenem Himmel darzustellen, genau gezeichnet und in verhaltenen, meist grauen Farbtönen gemalt. Zu dem, was er täglich in Ostberlin sah, suchte er - bis heute - Ähnliches in anderen ostdeutschen Orten, aber auch in anderen Ländern. Keine Villen, keine Schlösser, auch kein Bauernhaus. Dafür Brandmauern, Gasometer, Eckhäuser, Hinterhöfe, Hauseingänge. Er konnte relativ viel und weit reisen, erst recht nach 1989, gab es aber bald auf, ganz andere Motive und Farben festzuhalten. Er malt ohnehin nur - sorgsam überlegend - im häuslichen Atelier nach unterwegs angefertigten Skizzen.

In seinen Stadtlandschaften tauchen keine Menschen auf. Nur die von ihnen oder ihren Vorfahren gebaute Umwelt soll von ihnen erzählen. Das trug ihm verständnislose Kritik, aber letztendlich viel bewundernde Anerkennung ein, den Nationalpreis der DDR ebenso wie 2009 den höchsten Kunstpreis des Landes Berlin.

Zur Zeit zeigt er in der Berliner Galerie der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde eine Auswahl neuerer Bilder, ergänzt um zwei ältere, die erkennen lassen, dass er seine künstlerische Position nach der Wende nicht im geringsten änderte und dass er weiter auf höchstem Niveau arbeitet. Als feinfühliger Beobachter registriert er aber auch eine veränderte Stimmung. Häuser sind nicht mehr nur marode, sondern abbruchreif. Kein Licht aus einem Fenster zeigt Bewohner an. Sind alle weggezogen oder ausgestorben? Von der Fassade des »Hauses« (1999) in fahlem Mondlicht geht eine beklemmende Wirkung aus. Verbergen sich hier Flüchtlinge oder Attentäter? Wortlos wird Konrad Knebel zum Warner. Man sollte unbedingt hinschauen - auf seine Bilder und durch sie auf die Wirklichkeit.

Stadtlandschaften. GBM-Galerie, Lichtenberg, Weitlingstr. 89, bis 22.8., Mo-Fr 10-16 Uhr