Landpartie mit geschlossenem Schweinestall

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Afrikanische Schweinepest veranlasst die Veranstalter der Brandenburger Landpartei zu einer Vorsichtsmaßnahme.

Wenn am Wochenende 270 Agrarbetriebe ihre Tore zur 20. Brandenburger Landpartie öffnen, dann bleiben die Schweineställen verschlossen. Die gefürchtete Afrikanische Schweinepest sei schon in Polen angelangt und »die Bauern müssen sich schützen«, sagte Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD).

Das Besichtigungsverbot gilt auch auf Gut Schmerwitz, wo die Landpartie am Sonnabend um 11 Uhr offiziell eröffnet wird. »Das Risiko der Übertragung ist immens, die Schweine sind extrem empfindlich«, sagte Geschäftsführer Gerrit van Schoonhoven. Doch soll die Vorsichtsmaßnahme die Freude am Landausflug nicht trüben. Durch eine hermetisch schließende Glaswand werden die Besucher einen Blick auf die Schweine werfen können. Das Gut nahe Wiesenburg baut Brot- und Futtergetreide an und hält Legehennen. In seiner Festscheune erwartet es auch 30 Agrar-Attachès, die für die Landwirtschaft zuständigen Diplomaten der in Berlin ansässigen Botschaften.

Bei der Landpartie sollen die Städter mit dem Landleben vertraut werden. Entstanden war die Veranstaltungsreihe unter dem Motto »Ein Sonntag auf dem Lande« vor 20 Jahren. Damals habe er nochmals im Hühnerstall nach Eiern gesucht, »um alle Gäste satt zu machen«, sagte der Vizepräsident des Landesbauernverbandes, Heiko Terno. Ein weißes Tischtuch und ein Kornblumenstrauß darauf reiche heute längst nicht mehr. Freimütig berichtete er davon, wie in Hühnerställen Schnäbel abgestumpft und Schwänze entfernt werden, damit sich die Tiere untereinander nicht verletzen. Das diene dem Tierschutz, und wenn es den Gästen vernünftig erklärt werde, dann würden die es auch verstehen. Manche kämen immer noch mit der Vorstellung vom Hahn, der auf dem Misthaufen kräht. Dies habe aber mit moderner Landwirtschaft nichts mehr zu tun.

Mit den um 30 bis 40 Prozent gestiegenen Milchpreisen seien die Bauern derzeit zufrieden, sagte Terno. Dagegen sei die Produktion von Hühnereiern nicht kostendeckend. Ein Privathaushalt in Deutschland gebe heute im Durchschnitt 13 Prozent seines Einkommens für Lebensmittel aus. In den 1960er-Jahren seien es noch um die 40 Prozent gewesen.

Gegen einen ruinösen Preiswettbewerb sprach sich auch Minister Vogelsänger aus. »Unsere landwirtschaftlichen Produkte haben ihren Wert«, sagte er. Die Landpartie führt am 14. und 15. Juni in Agrarbetriebe, Bauernhöfe, Fischereien und Gärtnereien.

brandenburger-landpartie.de

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