nd-aktuell.de / 13.06.2014 / Politik / Seite 4

Abgestürzt

Eric Cantor tritt als Mehrheitsführer der Republikaner im US-Abgeordnetenhaus zurück

Olaf Standke

Es wäre kaum verwunderlich, wenn Eric Cantor die Welt nicht nicht mehr verstehen würde. Da galt der 51-Jährige »Fraktionschef« der Republikaner im Washingtoner Repräsentantenhaus als neuer Star der Konservativen in den USA. Sein Team gab allein fürs Speisen in Steakhäusern fast genauso viel aus, wie der Konkurrent bei den innerparteilichen Vorwahlen überhaupt in der Wahlkampfkasse hatte - etwa 200 000 Dollar nämlich. Cantor standen insgesamt über fünf Millionen Dollar zur Verfügung. Und doch siegte am Ende in seinem Heimatstaat Virginia überraschend der bis dato völlig unbekannte Herausforderer David Brat von der rechtspopulistischen Tea-Party-Bewegung.

Dabei war es Cantor, der dank bester Beziehungen zur Wall Street fiskalisch entscheidend mit dafür gesorgt hatte, dass die Erzkonservativen vor vier Jahren in so großer Zahl in den Kongress einziehen konnten. Dabei steht die faktische Nummer Zwei in der Republikanischen Partei in vielen Punkten so weit rechts, wie man sich nur vorstellen kann: gegen Abtreibung, Homo-Ehe, strengere Waffengesetze, Obamas Gesundheitsreform und die Schließung des berüchtigten Gefangenenlagers Guantanamo. Mehrmals verhinderte der dreifache Vater Haushaltskompromisse zur Sanierung der Staatsfinanzen einer am Rande der Pleite taumelnden Supermacht. Eric Cantor - in einem konservativen jüdischen Elternhaus aufgewachsen, sein Vater war einst Schatzmeister des Wahlkampfteams von Reagan - machte sich als »Mister No« einen Namen weit über den Kongress hinaus.

Nur beim Einwanderungsrecht, da könnte er sich vorstellen, Kindern illegaler Immigranten zumindest ein Bleiberecht zuzugestehen. Das reichte Brat für den von rechten Medien aufgenommenen Vorwurf, Cantor sei einfach nicht konservativ genug. Hinzu kam die Klage, er hätte sich von der Basis entfernt und zu wenig um seine Wähler gekümmert. Cantor unterlag deutlich. Am Mittwoch (Ortszeit) stellte er nun auch sein Amt als Mehrheitsführer im Abgeordnetenhaus zur Verfügung.