Anti-Gone!

Schülertheater bei »ndLive«

  • Lesedauer: 2 Min.
Am Vorabend des nd-Pressefests zeigen Schüler der Ellen-Key-Schule das Theaterstück »Anti-Gone« um 19 Uhr im Münzenbergsaal. Conny Hobrack, die Leiterin des Projekts, erklärte Sebastian Blum das Konzept.
Anti-Gone!

nd: Frau Hobrack, Ihre Schüler werden »Antigone« von Sophokles vorführen. Werden wir das Original in voller Länge sehen?
Hobrack: Nein, es ist modern angelegt. Wir haben praktisch einen eigenen Text verfasst und die Handlung auf das Wesentliche komprimiert, aber den Aufbau des Originals beibehalten. Die Figuren sind generell überzogen inszeniert, um sie zu verdeutlichen. Aus Antigone haben wir eine trotzig-rotzige Anti-Gone gemacht, die anderen Charaktere bleiben sprachlich auf der gehobenen Stilebene.

Anti-Gone? Was hat es mit diesem Titel auf sich?
Die Inspiration kam von den Schülern selbst. Wenn wir »Antigone« im Deutschunterricht behandeln, gibt es immer einige, die den Titel falsch betonen, nämlich auf der ersten Silbe. Das habe ich aufgenommen und eine Anti-Gone aus der Figur gemacht, die sich frech und selbstbewusst gegen Kreon, den Herrscher, der sich selbst überschätzt und einen tragischen Fehler begeht, auflehnt. Sie steht für den gesunden Menschenverstand, für die emanzipatorische Kraft, die sich gegen Unterdrückung und Autorität stellt. Es besteht also eine enge Verbindung zur originalen »Antigone«. Gleichzeitig wollte ich der Figur etwas Zeitloses und einen aktuellen Bezug geben.

Der da wäre?
Jeder hat das Recht auf ein Grab oder gleiches Recht für alle. Das sind Sätze von Antigone, die wir deutlich artikulieren möchten. Es ist ein Grundrecht, ordentlich bestattet zu werden. Aber unterdrückende Herrschaftsformen, die das missachten, existieren auch heute im 21. Jahrhundert. Ebenso wie diejenigen, die sich der Unterdrückung entgegenstellen.

Klingt nach einem professionellen Konzept. Wer sind die Darsteller?
Es sind Schüler der 11. Klasse, die das Unterrichtsfach Darstellendes Spiel seit einem Dreivierteljahr belegt haben. Das Stück selbst haben wir erst seit Januar erarbeitet. Davor haben wir fast ausschließlich Körper- und Bewegungsarbeit gemacht. Ich konnte die meisten Schüler vom Theater begeistern. Das sehe ich an Ihrer Bereitschaft, zusätzlich zu proben, auch an Wochenenden, als z.B. wegen der Abiturprüfungen oder wegen der Feiertage reguläre Unterrichtsstunden wegfielen. Diese Einstellung finde ich fantastisch.

Kann da überhaupt etwas schiefgehen?
Die Premiere am 18. Juni stellt auch meine eigene Lehrgangsprüfung im Fachbereich Darstellendes Spiel dar. Da müssen meine Schüler alles geben. Die Probeaufführung am Freitag bei »ndLive« ist praktisch die Feuertaufe auf fremdem Terrain. Aber ich glaube schon, dass man den Schülern die Spielfreude ansehen wird. Es ist ein Experiment, und es wird sich lohnen.

Premiere: 18. Juni, 18 Uhr, Ellen-Key-Schule, Rüdersdorfer Str. 20-27

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