Frostige Zeiten

Zwei Frauen, in Kopftücher gehüllt, ihre Gesichter sind wie eine tote Stadt. Grau und zerstört, so stehen beide da und lassen sich - nicht ohne Würde - fotografieren. Es ist der 9. Mai 1985, der 40. Jahrestag des Sieges über den deutschen Faschismus. Die beiden stehen eng beieinander. Wie ein Leuchtfeuer aus fernen Tagen funkeln an ihrer Brust die Verdienstmedaillen. Nach dem großen Krieg, der ihnen den Mann nahm, den Sohn, die Schwester, hatten sie gehofft, nun würde ein neues Leben beginnen. Ein schöneres, glückliches, vielleicht eine neue Liebe, am Wochenende tanzen gehen, ach, der Friede könnte so schön sein ... Aber er wurde trostlos und fahl. Mangelwirtschaft, die alltägliche Nahrungssuche, der Kampf ums Überleben, irgendwann haben sie resigniert. Nun stehen beide da und nicht einmal der Abglanz glücklicher Träume steht in ihren Augen.

Alles, was es zwischen Schwarz und Weiß an grauen Tönen gibt, liegt in diesem traurige...


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