Hungrig

Christin Odoj über Schulkinder mit knurrendem Magen

Die Berliner Tafel beliefert zurzeit neun Berliner Schulen mit Obst und Pausenbroten, weil es Schüler gibt, die ansonsten den ganzen Tag mit knurrendem Magen im Unterricht sitzen würden. Für den Senat wäre das, so kurz vor den Zeugnissen, eine glatte Fünf. Der hatte sich noch damit gerühmt, im laufenden Schuljahr die Kostenpauschale für das Mittagessen an Ganztagsgrundschulen um 15 Euro angehoben zu haben, damit die Qualität des Essens stimmt.

Zwar bezahlen Eltern mit einem Anspruch auf ALG-II nur einen Euro pro Mahlzeit, aber für die vielen Geringverdiener in Berlin sind 37 Euro, die normalerweise für die Schulverpflegung im Monat anfallen, viel Geld. Daher wundert es nicht, dass nur die Hälfte aller Kinder überhaupt am Schulessen teilnimmt. Einen Antrag auf Härtefallregelung stellen die Wenigsten. Wer will schon vor der Schulleitung seine Zwangslage offenlegen?

Die Tafel schließt nun abermals eine Lücke, für die die Politik verantwortlich ist. Der Mindestlohn als Kurskorrektur ist da ein Anfang. Außerdem bleibt im Übergang zum paradiesischen Zustand, in dem das Schulessen für alle kostenlos ist, die Frage, warum ein Schulessen mit 19 Prozent, ein Burger bei der Fast-Food-Kette dagegen nur mit sieben Prozent versteuert wird?

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