Asbesthügel am Vogelschutzgebiet

In der Mecklenburgischen Seenplatte ist eine Mülldeponie geplant. Viele lehnen das ab

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 3 Min.
Heute beginnt der dreitägige offizielle Erörterungstermin über den Bau einer Schadstoffdeponie am unter Schutz stehenden «Landgraben». Bürger, Umweltschützer und die Opposition sind alarmiert.

Als der Schweriner Landtag im vergangenen September über die Drucksache 6/231 entschied, fehlten einige Abgeordnete von SPD und CDU - diejenigen, die ihren Wahlkreis im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte haben. Für diese hatte der LINKE-Antrag besondere Brisanz: Sein Ziel war es, sich gegen die Errichtung einer «Bauschutt- und Schadstoffdeponie» in Ramelow auszusprechen, einem Ortsteil der Stadt Friedland.

Bis zu 16 Meter hoch und damit im Flachland weithin sichtbar soll sich dort bald ein Müllberg erheben, hauptsächlich aus Bauschutt, aber auch aus problematischem Material wie zum Beispiel Asbest. Errichten will ihn die Güstrower Kies- und Mörtel GmbH (GKM); jährlich sollen dort fast 50 000 Tonnen Bauschutt, Industrieabfälle und asbesthaltige Stoffe eingelagert werden. Und das quasi mitten in einem sensiblen Gebiet: Das an die geplante Deponie angrenzende Areal des «Landgrabens» wurde aufwendig renaturiert, die Deponie läge zudem mitten im Vogelschutzgebiet «Großes Landgrabental, Galenbecker und Putzarer See».

Nicht nur LINKE und Grüne im Landtag, sondern auch Umweltverbände und die lokale Bürgerinitiative «Stoppt die Deponie in Ramelow» engagieren sich schon seit Längerem gegen die Pläne. Auch der Kreistag Mecklenburgische Seenplatte hat sich bereits gegen das Vorhaben ausgesprochen - während man im Nachbarkreis Vorpommern-Greifswald darüber klagt, nicht ausreichend einbezogen worden zu sein. Der Müllberg wüchse nämlich quasi unmittelbar an der Kreisgrenze. Und auf einer «Deponie der Klasse 1», wie sie in Ramelow beantragt ist, dürften unter anderem «Asbestabfälle, schimmelpilzbelastete Abfälle und Industrieschlacken» gelagert werden, wie es beim Umweltverband BUND heißt.

Ab dem heutigen Montagvormittag wird es nun langsam ernst in dem Verfahren: Im Volkshaus Friedland beginnt das dreitägige offizielle Erörterungsverfahren, während dessen Bürger, aber auch Verbände ihre bedenken gegen das Vorhaben vor der Genehmigungsbehörde - des Staatlichen Amts für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburgische Seenplatte (StALU MS) - vorbringen können. Der Landesverband und zwei Regionalgliederungen des BUND haben dem StALU eine ausführliche Stellungnahme zugeleitet, die in der Erörterung unter anderen Einwendungen zum Thema werden dürfte: «Im Bereich der geplanten Mülldeponie brüten seltene Vogelarten. Das Gebiet ist unter anderem Lebensraum des Fischotters. Die Mülldeponie würde auch durch Lkw-Transporte und Sickerwässer auf das Schutzgebiet wirken», erklärt Corinna Czwielag, die Nordost-Landesgeschäftsführerin des Umweltverbandes BUND.

Jenseits dieser Umweltbedenken hält die Linkspartei die geplante Deponie überhaupt für so «überflüssig wie einen Kropf». Sie sei «nicht erforderlich», im Land stünden bereits «ausreichend Entsorgungskapazitäten zur Verfügung», erklärt etwa deren umweltpolitische Expertin Mignon Schwenke.

Die Deponie Ramelow würde nach ihrem Dafürhalten nur «um die gleichen Abfälle konkurrieren» wie die kommunale Entsorgungsgesellschaft der Kreise Mecklenburgische Seenplatte, Vorpommern-Greifswald und Vorpommern-Rügen, zu der etwa die Deponie Rosenow gehört. Allein diese könne «ohne Probleme» und auch «auf längere Sicht» die für Ramelow beantragten 48 500 Tonnen Abfälle jährlich aufnehmen«, so Schwenke.

Wie schon andere umstrittene Großprojekte im Land müsste nach derzeitiger Rechtslage auch die Deponie von Ramelow nur dem Immissionsschutz genügen. Raumordnungsverfahren, die Konflikte zwischen dem Antragsteller und bereits ansässigen Interessenten berücksichtigten, sind nicht obligatorisch. In der Gegend gibt es etwa viele Biobauern, mit deren Belangen das Projekt kollidieren könnte.

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