nd-aktuell.de / 23.06.2014 / Sport / Seite 14

Puppenspiel jenseits der Kasperlfigur

Figurentheaterfestival in Magdeburg eröffnet

Dörthe Hein

Magdeburg. Puppenspieler aus Russland, Frankreich und den USA lassen derzeit in Magdeburg künstlerische Wunderländer entstehen. Das dortige Puppentheater hat zwischen dem 20. und 26. Juni zu seinem Internationalen Figurentheaterfestival »Blickwechsel« insgesamt 34 Theatergruppen, Solisten und Theaterhochschulen aus elf Ländern eingeladen.

Sie geben unter dem Titel »Freiheit der Wahl« Einblicke in die aktuelle Puppen- und Figurentheaterszene. Lange Zeit galt das Puppenspiel als künstlerisch erledigt - das Festival will diesen Eindruck verändern. »Wir wollen zeigen, dass das Figurentheater eine der lebendigsten und innovativsten Theaterformen ist, die es gibt«, kündigte Festivalleiter Frank Bernhardt im Vorfeld an. Das Puppentheater richtet sich in Magdeburg seit vielen Jahren sowohl an Kinder wie auch an Erwachsene.

Auch im Rahmen des Festivals kommen keineswegs die klassischen Kindergeschichten vom Kasperl und dem Sepperl zur Aufführung. Puppenkünstler aus der US-amerikanischen Musikhochburg Nashville zum Beispiel erzählen die Geschichte der Countrymusik mit einem Ensemble aus Marionetten, Stabpuppen und Schattenfiguren. Das deutsche Puppentheater Wilde & Vogel bringt derweil eine ganz eigene Interpretation von »Alice im Wunderland« auf die Bühne - in Form eines surrealen Konzertes mit E-Gitarre und E-Geige, Kontrabass und Puppen. Gespannt sein kann man auch darauf, wie das deutsche Ensemble Lehmann & Wenzel heute Abend im Studio des Schauspielhauses den »Freischütz« interpretieren. Auch dabei sollen elektrische Gitarren zum Einsatz kommen.

Eine rührende und witzige Geschichte um Alter, Vergessene und Vergessende verspricht das Puppentheater sich von einer niederländischen Produktion namens »Mathilde. Szenen aus dem Altersheim«. Der französische Künstler Flop Lefebure schafft aus Gegenständen, die sich im Lauf des Lebens angesammelt haben, und mit optischen Linsen und Spiegeln lebendige Bilder.

2013 war das Festival dem Elbe-Hochwasser zum Opfer gefallen. Das Programm des Festivals stand seit Langem, die Vorbereitungen für das Fest liefen im Vorjahr bereits auf Hochtouren. Doch plötzlich kam das Wasser dazwischen und musste das Festival nur wenige Tage vor dem Start abgesagt werden. Immerhin blieb das drohende finanzielle Fiasko aus, weil viele der Künstler auf ihre Gagen verzichtet hatten, die eigentlich auch bei einer so jähen Absage hätten gezahlt werden müssen. So aber hielt sich bei aller Enttäuschung über das ausgefallene Fest im vergangenen Jahr wenigstens der geldliche Schaden in Grenzen. Laut Stadt Magdeburg hat das Festival einen Etat von 350 000 Euro. dpa/nd