nd-aktuell.de / 24.06.2014 / Kultur / Seite 4

Liebe N****

Marius Jung macht sich über Rassismus lustig und wird dafür kritisiert

Jürgen Amendt

In diesem Text ist viel Platz für kleine Sternchen. Die müssen nämlich immer dort stehen, wo Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Hautpigmentierung oder anderer Eigenschaften diskriminiert werden.

Beim Studentenrat der Uni Leipzig hat man Empörendes entdeckt: Einen N****, noch dazu einen nackten, und zwar auf einem Buchcover. Grund genug, das Buch mit dem Anti-Preis »Der Preis ist heißßßß - oder auch nicht« auszuzeichnen. Damit werden »Werbemaßnahmen, deren Aufmachung sowie die Rezeption durch Konsument_innen kritisch hinterfragt«, die im Sinne des Referates für Gleichstellung und Lebensweisenpolitik des Studentenrats als diskriminierend empfunden werden.

Der Ort der Missetat: Ein Buch, auf dessen Cover ein nackter S******** zu sehen ist, die Blöße nur mit einer roten Schleife bedeckt. Titel des Buches: »Handbuch für Negerfreunde«, erschienen im Carlsen-Verlag. Eigentlich müssten hier Sternchen hin, aber der Autor des Buches besteht auf dem vollständigen Begriff. Marius Jung heißt der Mann, ist 49 Jahre alt und im Siebengebirge aufgewachsen. Er hat eine s******* Hautpigmentierung und viel Humor. Ein Lachen, so erzählte er dieser Tage der »Süddeutschen Zeitung«, das einem im Halse stecken bleibe, wirke nachhaltiger als jede böse Mahnung. »Die falsche Fährte gehört nun mal zur Natur der Satire.« Und genau darum geht es in seinem Buch.

Marius Jung weiß, worüber er Witze reißt. Als Schauspieler werde er meist mit Rollen von Asylbewerbern oder Musikern besetzt, und das als Kompliment gemeinte Vorurteil, das er ja so gut Deutsch spreche, höre er noch heute öfter, sagt er. Die schärfste Waffe gegen den Rassismus sei der Witz, meint der Kabarettist. Den Lesern seines Buches rät er, das Wort N**** so oft zu sagen, bis sie lachen müssen. Und jetzt alle: N****, N****, N**** ...(sprich: »Nsternchen«)

Zur Preisverleihung am 27. Juni will er übrigens persönlich kommen. Man darf gespannt sein, ob ihm dann jemand den N**** verbieten wird.