Eins plus eins gleich elf
Silvia Ottow betrachtet Behandlungsfehlerstatistiken mit Skepsis
Als vor einem Monat die Krankenkassen einen Bericht ihres Medizinischen Dienstes vorlegten, hatten sie für das vergangene Jahr 3700 berechtigte Beschwerden über Behandlungsfehler gezählt. Die Ärztekammern gab 2243 Patienten Recht, die bei ihnen vorstellig wurden. Wer allerdings glaubt, beides addieren zu können und dann die Gesamtzahl an Behandlungsfehlern für 2013 zu wissen, irrt. Eins plus eins ist im Gesundheitsbereich keineswegs zwei, sondern eher sieben oder elf. Neben Ärzten und Kassen untersuchen auch noch Krankenhäuser, Sozial- und Patientenverbände sowie Anwälte und Gerichte vermeintliche Ärztefehler. Jede Stelle erhebt eigene Zahlen auf eine andere Art und Weise. Eine vergleichbare Statistik gibt es ebenso wenig wie eine vollständige Auflistung. Während sich einige Patienten an mehrere Stellen gleichzeitig wenden, ergeben sich andere ihrem Schicksal, obwohl sie guten Grund zur Beschwerde hätten. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein.
Doch es wird nicht etwa in Erwägung gezogen, dieses Chaos künftig zu verändern. Eher scheint es, als wollten die Ärzte die Prämien ihrer Versicherer nicht in die Höhe schnellen lassen, die Kassen Geld und Aufwand sparen und die Krankenhäuser ihr Image nicht gefährden. Hier will sich niemand in die Karten schauen lassen, schon gar nicht von den Patienten.
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