Bremerhaven will mit Elvis locken

Areal um die Columbuskaje soll umgebaut werden

  • Alice Bachmann, Bremen
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach dem Motto »Elvis kommt immer gut an« wird in die Planungen zur Neugestaltung von Columbuskaje und Columbusbahnhof in Bremerhaven eine Dauerausstellung über den Rock'n-Roll-Star einbezogen. Das Areal, das einst von vielen Auswanderern frequentiert wurde, galt früher als Glanzstück von Bremerhaven, ist aber inzwischen in die Jahre gekommen. Martin Günthner (SPD), Wirtschafts- und Häfensenator des Bundeslandes Bremen, hat sich wohlwollend mit einem Gutachten befasst, das den Anleger Columbuskaje und den Columbusbahnhof in der heutigen Form als inzwischen überflüssig einstuft. Besonders zur Weiterentwicklung des Touristik-Sektors der Stadt an der Wesermündung sei es notwendig, den Anleger für noch größere Kreuzfahrtschiffe auszubauen. Außerdem sollen Teile des ehemaligen Auswandererbahnhofs abgerissen und das gesamte Areal neu gestaltet werden - auch hier mit Blick auf mögliche Touristenschwärme.

Neben modernen Bürogebäuden und Parkhäusern sind ein »Themenhotel«, eine Multifunktionshalle, ein kleines Museum sowie eine Ausstellung über Elvis angedacht. Der hatte 1958 an der Columbuskaje als US-Wehrpflichtiger erstmals seinen Fuß auf deutschen Boden gesetzt. Die Multifunktionshalle wäre für Groß-Veranstaltungen oder Kongresse zu nutzen und auch für die Abfertigung der Kreuzfahrtpassagiere. Letzteres ist durchaus notwendig, denn zu Spitzenzeiten kann es schon mal vorkommen, dass an der Columbuskaje mehrere Tausend Passagiere gleichzeitig ein- und aussteigen.

Allerdings: Die Finanzierung der Maßnahmen muss noch geklärt werden. Es soll schließlich richtig Geld in die Hand genommen werden für Bremerhaven, das in Sachen Arbeitslosigkeit, Armut und überschuldete Haushalte noch sehr viel schlimmer dasteht als die Stadt Bremen. Senator Günthner sieht Bedarf an »erheblichen öffentlichen und privaten Investitionen«. Und er fordert fundierte Marktanalysen sowie gründliche Vorplanungen - was bei der wechselvollen Geschichte der Immobilie nur gut sein kann.

Seit der Gründung Bremerhavens war der Hafen das Tor zur Welt in Übersee, er wurde für mehrere Millionen Menschen aus ganz Europa zum Sehnsuchtsort. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden dann Columbuskaje und Columbusbahnhof gebaut. Letzterer brachte den Vorteil, dass Auswanderwillige direkt mit dem Zug zum Schiffsanleger fahren konnten. Weshalb übrigens für viele, die hier mit einem weinenden und einem lachenden Auge Abschied nahmen, der Ort auch die »Kaje der Tränen« hieß.

Das jetzt ins Visier genommene Bahnhofsgebäude ist nicht mehr das ursprüngliche. Es stammt vielmehr aus den 1950er Jahren und ist im Grunde eine Fehlplanung, die auf der Annahme weiterhin steigender Auswandererzahlen beruhte. Doch die Zahl der Auswanderer sank. Übersehen wurde auch die rasante Entwicklung im Flugverkehr, der sich bald zu einer massentauglichen Reiseform entwickelte.

Genutzt wurde die Columbuskaje nach dem Zweiten Weltkrieg von den US-Truppen, die über Bremerhaven fast ihren gesamten Nachschub organisierten. Wo Elvis zum ersten Mal in Bremerhaven seinen Fuß auf festen Boden setzte, ist eine Bronzetafel eingelassen. Die ist aber nicht öffentlich zugänglich, weil die Columbuskaje mittlerweile Teil des stark gesicherten Überseehafens ist.

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