Die Leere gefüllt

WM-PORTRÄT

Der Ball ist schneller als jeder Spieler. Von der Weisheit auf dem Platz zum Allgemeinen: Die sich rasant weiterdrehende Fußballwelt duldet keine Pause, kein noch so kurzes Nachlassen. Für nicht wenige mit der Hoffnung auf den vierten Stern auf dem DFB-Trikot kam diese WM ein Jahr zu spät. 2013, im Jahr des deutschen Finals in der Champions League, hätten viele blindlings auf Deutschland als kommenden Weltmeister gesetzt. Begeisternde Dortmunder sowie überragende Münchner eroberten Europa. Und im Zentrum des Spiels: Bastian Schweinsteiger - als weltweit bester Mittelfeldspieler.

Nur ein Jahr später war alles anders. Mehr Zweifel, weniger Zuversicht. Auch weil Ilkay Gündogan noch immer und Marco Reus frisch verletzt fehlten, Sami Khedira gerade erst genesen war und die Formkurve des Teams partout nicht nach oben ausschlagen wollte. Aber vor allem, weil trotz des aufstrebenden Toni Kroos’ ein Vakuum im Zentrum des Spiels herrschte, und weil der Mannschaft trotz des Kapitäns Philipp Lahm der Kopf fehlte.

Bastian Schweinsteiger hat sich zurückgekämpft und spätestens im WM-Finale die Leere wieder gefüllt. Der 29-Jährige, der nach zwei Operationen und weiteren Verletzungen in der vergangenen Saison beim FC Bayern keinen Rhythmus finden konnte, ist defensiv stärker als Kroos und somit die Verbindung zwischen allen Mannschaftsteilen: Als die Abwehr gegen Argentinien mehrmals in Not geriet, war er klärend zur Stelle.

Im Gegensatz zu Lahm kann Schweinsteiger eine Mannschaft mitreißen. Erstens mit Leidenschaft und Willen: Von den unzähligen Fouls der Argentinier ließ er sich nie beeindrucken. Zweitens mit seiner Ansprache: Immer wieder dirigierte er lautstark Spiel und Mitspieler. Vor der Verlängerung hatte er im Teamkreis die letzten Worte. Es waren die richtigen.

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