nd-aktuell.de / 19.07.2014 / Politik / Seite 15

Hochsitz mit Jäger

Reimar Paul

Dassel. Sensationelle Schnappschüsse sind einem Mitarbeiter des Niedersächsischen Forstamtes Dassel gelungen. Der Mann knipste im Mittelgebirge Solling einen wilden Luchs, der auf einem überdachten Hochsitz saß und ein offenbar kurz zuvor gerissenes Rotwildkalb bewachte. Das tote Tier lag auf einer Wiese in unmittelbarer Nähe des Hochsitzes. »Unser Mitarbeiter konnte sich bis auf 30 Meter dem Luchs nähern und mehrere Fotos schießen«, sagte Forstamtsleiter Thomas Reulecke am Freitag. Die wasserscheue Wildkatze habe den gegen Regen geschützten Hochsitz genutzt, um trocken und sicher seine Beute im Blick zu behalten. So könnten Nahrungskonkurrenten wie etwa Füchse ferngehalten werden. Von einem Rothirschkalb kann sich ein Luchs gut eine Woche ernähren.

Das Forstamt Dassel erhält immer häufiger Meldungen von Luchsbeobachtungen und gerissenen Wildtieren. Auch Spaziergänger hätten wiederholt Luchse im Solling gesichtet, so Reulecke. Im Jahr 2000 waren erstmals nach rund 200 Jahren in Niedersachsen Luchse ausgewildert worden. Vom Harz aus haben sie sich inzwischen bis in den Solling, nach Hessen und NRW ausgebreitet. Das fotografierte Tier stammt vermutlich auch von den Harzer Luchsen ab.

Die wilden Luchse haben in Niedersachsen bislang neben kleinen Tieren an die 200 Rehe und mehrere Rothirsch-Kälber gerissen. Auch Schafe und Ziegen wurden von ihnen schon getötet. Die betroffenen Besitzer erhalten vom Land eine Entschädigung. Reimar Paul

Foto: dpa/Rolf Engelke