Im faden Licht der Notbeleuchtung

Nach dem Mauerbau entstanden im Berliner U-Bahn-Netz zahlreiche »Geisterbahnhöfe«

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Der Mauerfall jährt sich zum 25. Mal. Wo ist er sichtbar, wo verschwinden die Spuren der Grenze - in und um Berlin? In neun Teilen rund um typische und untypische Bilder und Orte suchen wir nach Antworten.

Der dicke weiße Strich an der Tunnelwand ist heute nur noch schemenhaft auszumachen. Hier verlief die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin. Wo die DDR über der Erde mit Mauern, Grenzstreifen und Wachtürmen ihre Grenze sicherte, waren die Bauten unter der Erde subtiler. Rolltore und eben jene weiße Linie waren in den U-Bahn-Tunneln die sichtbaren Zeichen, dass der U-Bahn-Zug gerade unter dem Eisernen Vorhang durchrollte.

»Nimm dir deine Stullenbüchse mit, das kann dauern, lautete der Scherz, wenn wir auf den Transitlinien Dienst hatten«, erinnert sich Harald Kaser. Jahrelang war der Westberliner U-Bahn-Fahrer. Häufig hatte er Dienst auf der U 6 und U 8, jenen zwei Linien, die unter Ostberlin durchfuhren. Von der Voltastraße im Wedding rauschte die U 8 seit 1961 ohne Halt bis zum Kreuzberger Moritzplatz durch. Die U 6 stoppte auf ihrer Transitfahrt lediglich an der Friedrichstraße, wo die Passagiere unter Nutzung eines labyrinth...


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