Der Stoff der Musterschüler

Studenten des Fachbereichs Gestaltung der HTW luden zur 19. Werkschau

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Wenn Labore und Werkstätten geöffnet sind, Führungen, Vorträge und Modenschauen stattfinden, präsentieren Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft ihre aktuellen Projekte.

Wer den markierten Linien folgt, macht alles richtig. Denn die gehören zum Konzept der traditionellen Veranstaltung des Fachbereichs Gestaltung der HTW Berlin. Im Erdgeschoss der historischen Gebäude an der Wilhelminenhofstraße sind die Striche grün, in den Etagen darüber weiß, gelb oder blau. Aber egal durch welchen Flur die Besucher laufen, überall gibt es viel zu sehen.

Seit Wochen haben sich die mehr als 1000 Studierenden auf ihre großen Werkschau-Auftritte vergangenen Freitag und Samstag vorbereitet. Präsentiert werden Bachelor- und Masterarbeiten sowie Semesterprojekte. »Damit erreichen wir jedes Jahr eine große Außenwirkung«, resümiert Thomas Schneider, Dekan des Fachbereiches Gestaltung. Ihn selbst fasziniert 2014 vor allem, dass praktisch alle Arbeiten in Kooperation entstanden sind. »Ich bin stolz auf diese studiengangsübergreifenden Projekte, die beweisen, der Blick über den Tellerrand lohnt sich«, betont der Professor.

Zu den Höhepunkten der Werkschau gehört das Vorhaben »Meisterschüler«. Unter diesem Motto ließ sich der Studiengang Modedesign von historischen Stoffmustern zu neuen Arbeiten inspirieren. Marina Boll hat daran mitgewirkt und einen blumigen Digitaldruck auf eine kurze, sommerliche Damenhose gebracht. »Es war eine tolle Aufgabe, vom Entwurf über den Schnitt bis hin zum Nähen, alles selbst zu fertigen«, sagt die Studentin. Insgeheim hofft sie ein bisschen, dass unter den Besuchern jemand ist, der ihr Modell in Serie bringt. Aber darum geht es ja eigentlich nicht bei der Werkschau. Ziel ist es vielmehr, junge Leute für das Studium an der Hochschule zu animieren und genauso einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, was für kreative Köpfe in den Gebäuden an der Wilhelminenhofstraße wirken.

Insgesamt sind an den beiden Tagen mehr als 1000 unterschiedliche Arbeiten zu sehen. Beim Projekt Musterschüler wird das Zusammenwirken mehrerer Studiengänge besonders deutlich: So steuerten die Museumskundler das Ausstellungskonzept bei und erforschten die historischen Zusammenhänge. Der Bereich Konservierung und Restaurierung/Grabungstechnik untersuchte die Exponate auf Schäden und entwickelte Lösungen für die Aufbewahrung der Muster. »Die Kommunikationsdesigner und Industrial Designer erweiterten den Blick schließlich um das Thema Verhaltensmuster«, erklärt Professorin Daniela Hensel.

Die meisten Besucher - darunter Eltern, Geschwister, Freunde und Großeltern der Studenten, aber auch Dozenten anderer Hochschulen sowie Nachbarn aus dem Schöneweider Kiez - nahmen sich Zeit, um in viele Räume zu gehen. Sie blickten in die beeindruckende Nähwerkstatt, ließen sich das Forschungsprojekt zur Verbesserung des Ressourcenverbrauchs beim Wäschewaschen erklären, staunten über die unterschiedlichen Schriftzüge, mit denen die Läden entlang der Wilhelminenhofstraße eine Aufwertung erhalten könnten oder erkannten, dass Baumwollstoffe weder mit Farben oder Gift behandelt werden müssen, um tragbar zu sein.

Faszinierend ebenso die für die Naturkundemuseen in Berlin und Frankfurt am Main konzipierte Ausstellung »Schöne Gestalt hat große Gewalt«. »Erst beim zweiten oder dritten Blick der von Henry Fair gemachten Fotos ist zu erkennen, dass es sich um Umweltverschmutzungen handelt«, erklärt Studentin Alexandra an einem Modell.

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