Industrieschatten auf dem Wörlitzer Gartenreich

Energiegewinnung und Denkmalschutz geraten zunehmend in Konflikt

  • Hendrik Lasch, Wörlitz
  • Lesedauer: ca. 7.0 Min.

Windräder überragen Kirchtürme, ein Tagebau bedroht Nietzsches Grab: Die Erzeugung von Energie und der Schutz der Kulturlandschaft geraten auch in Sachsen-Anhalt häufiger in Konflikt.

Als die Schornsteine fielen, trauerten auch Denkmalschützer. Vier Schlote von je 140 Meter Höhe hatten bis zum September 2001 über dem Kraftwerk Vockerode aufgeragt. Durch sie wurden die Abgase des Kohlekraftwerks, das bei Dessau an der Elbe liegt, in die Luft geblasen. Doch die schlanken Säulen, die den Reisenden auf der Autobahn zwischen Berlin und München von weither Orientierung boten, hatten nicht nur eine technische Funktion, sondern auch ästhetischen Reiz. Sie ließen das 1937 aus Klinker und Stahl errichtete Kraftwerk wie einen Ozeanriesen aussehen, der in der Elbe vor Anker gegangen ist. Die Industrieanlage war, sagt Christoph Bosch vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt, »ein imposantes Gebäude« und sie war ein Kulturdenkmal. 1994 aber ging das Kraftwerk vom Netz, sieben Jahre später wurden die Schornsteine gesprengt, weil ihr Erhalt zu teuer geworden war. Kurze Zeit wurde deshalb auch der Status als Denkmal entzoge...


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