Baustopp für Atomkraftwerk in Taiwan

Referendum soll über Inbetriebnahme entscheiden

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Taipeh. Die taiwanische Regierung hat nach massiven Protesten gegen das fast fertiggestellte Atomkraftwerk in Lungmen in einer dicht besiedelten Region unweit der Hauptstadt Taipeh einen Baustopp verfügt. Der stellvertretende Wirtschaftsminister Woody Duh sagte am Donnerstag, drei Jahre lang solle an den Doppelreaktoren nicht weiter gebaut werden. Dieser Zeitraum werde als notwendig für die Organisation und Abhaltung eines Volksentscheids über das Atomkraftwerk erachtet. Duh sagte, die Instandhaltungskosten während der drei Jahre könnten sich auf vier Milliarden Taiwan-Dollar (hundert Millionen Euro) belaufen.

In Taiwan gibt es bislang drei Atomkraftwerke, die etwa ein Fünftel der Stromversorgung des Landes decken. Vom nun vorerst gestoppten vierten Atomkraftwerk in Lungmen, das bereits seit den 1980er Jahren in Planung ist, wurde ein Reaktor bereits fast fertiggestellt. Die Kosten für den Bau betragen laut Betreiber Taipower bereits mehr als neun Milliarden US-Dollar.

Aber der Widerstand gegen das Projekt war insbesondere nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima im Jahr 2011 gewachsen. Taiwan wird wie Japan regelmäßig von Erdbeben heimgesucht. Bei einem Erdbeben der Stärke 7,6 starben 1999 etwa 2400 Menschen. Die regierende Kuomintang-Partei setzt sich aus Sorge um die Energieversorgung für mehr Atomenergie ein. Die oppositionelle Demokratische Fortschrittspartei verweist dagegen auf die Gefahren der Atomkraft. Die Debatten um das Referendum im Parlament verliefen mitunter sehr hitzig. Während einer Sitzung im August vor einem Jahr kam es gar zu einer wilden Prügelei zwischen den Abgeordneten. AFP/nd

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