Unterwelten übernehmen Museum

Verein betreibt ab 1. August Wasserwerk-Ausstellung in Friedrichshagen

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Für die Berliner Wasserbetriebe rechnet sich der Betrieb der historischen Schau in Friedrichshagen nicht mehr. Der Verein Unterwelten will das einst beliebte Museum wieder in die Erfolgsspur bringen.

Das idyllisch am Müggelseedamm 307 gelegene Museum hat schon bessere Zeiten erlebt. Als es 1987 eröffnet wurde, kamen anfangs bis zu 15 000 Besucher jährlich. Doch vor allem in den letzten Jahren gingen die Gästezahlen erheblich zurück. »Seit 2012 schauten sich nur noch etwa 8000 Interessierte pro Jahr die Ausstellung in dem historischen Gebäudeensemble an«, sagt Saskia Solar, stellvertretende Pressesprecherin der Berliner Wasserbetriebe. Der Standort sei eben sehr weit draußen und rechne sich nicht. Aus diesem Grund dachte das Unternehmen bereits darüber nach, das Museum in Friedrichshagen zu schließen.

Doch diese Überlegungen sind nun vom Tisch. Denn es gibt eine Alternative: Der renommierte Verein Berliner Unterwelten steigt als Betreiber ein und sichert dadurch die Zukunft der Einrichtung. »Wir haben am Mittwoch einen Vertrag mit den Wasserbetrieben unterzeichnet«, erklärt Vereinsvorsitzender Dietmar Arnold.

Demnach bleiben die Gebäude und Sammlungen weiterhin im Eigentum der BWB. Der Verein Unterwelten übernimmt aber ab 1. August 2014 die Betriebsführung. Zu den Dingen, die sich ab sofort ändern, gehören unter anderem neue Öffnungszeiten. »Wir möchten die Besucher vor allem an den Wochenenden an den sehenswerten Ausstellungsort am Müggelsee locken«, begründet Arnold die Entscheidung. Deshalb sind die Gäste demnächst freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr willkommen. Doch er betont, bis Oktober wird es eine Übergangsphase geben. Das bedeutet: Gruppen, die schon Führungen gebucht haben, werden selbstverständlich zum vereinbarten Zeitpunkt empfangen.

In Arbeit sei zudem ein Konzept für neue Führungen. So soll künftig auch die Nordseite des zum Museum gehörenden Geländes zur Besichtigung angeboten werden. »Wir planen spezielle Touren durch die Langsamsandfilter-Gewölbe«, kündigt der Vereinsvorsitzende an. Mit Helm ausgerüstet kann es dann in die Tiefen am Müggelseedamm gehen.

Zu den kurzfristigen Maßnahmen zählt beispielsweise die Wiederherstellung eines Verbindungsgangs vom Pumpengebäude A ins Pumpengebäude B. »In diesen Zugang war einst eine Wand eingezogen worden«, sagt Dietmar Arnold. »Demnächst können die Besucher wieder bei jedem Wetter trockenen Fußes die Häuser wechseln«, freut sich der Vereinsvorsitzende.

Erweitert werden soll die bestehende mehr als 7000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche auf jeden Fall um das Thema »Berliner Abwasserentsorgung«. Und fest steht ebenfalls: In diesem Jahr bleiben die Eintrittspreise mit 2,50 Euro (ermäßigt 1,50 Euro) stabil. »2015 gibt es jedoch eine leichte Erhöhung«, macht Arnold bereits deutlich. Vereinbart wurde außerdem zwischen dem Verein und den Berliner Wasserbetrieben, dass alle Gewinne, die erzielt werden, zunächst in den Erhalt der historischen Gebäude fließen.

In den nächsten Wochen sind jedenfalls Vereinsmitglieder vor Ort und tauschen sich mit den bisherigen Mitarbeitern aus. So wird das umfangreiche Wasserwerk-Archiv auch weiterhin von den Wasserbetrieben betreut.

Ab dem kommenden 1. Oktober will der Verein dann einen Hausmeister einstellen. Noch unklar ist derzeit, ob es auch in Zukunft weiterhin die traditionellen Konzerte im alten Maschinensaal oder auch Theateraufführungen gibt. »Ich kann mir das durchaus vorstellen«, sagt Arnold. Was auf jeden Fall kurzfristig durchgesetzt wird, ist die Umbenennung der Einrichtung: Um Verwechslungen zu vermeiden, soll sie bald »Museum im alten Wasserwerk« heißen.

www.museum-im-wasserwerk.de

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