Folge 56: CARE REVOLUTION (engl.; lat., die)
Lexikon der Bewegungssprache
Während einige orthodoxe Linke immer noch hilflos auf »den Arbeiter« als das möglicherweise revolutionäre Subjekt schielen, rufen Feministinnen schon mal die Care-Revolution aus. Die oft unbezahlte und meist von Frauen geleistete Sorgearbeit - also von Kindererziehung über das Kochen bis hin zur »sexuellen Wartung der Lohnverdiener« (Silvia Federici) - übertrifft laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums die produktive Arbeit in Fabriken und dem Dienstleistungsbereich um das 1,7-fache. Die entstehende Care-Bewegung will ganz praktisch Strategien für das gute Leben jenseits des kapitalistischen Zwangsverhältnisses entwickeln. Ob der aus allen Nähten platzende Kongress der Rosa-Luxemburg-Stiftung oder die überfüllte Auftaktveranstaltung der linken Buchtage in Berlin - die Care-Revolution rockt! Plötzlich beschäftigt sich auch die sonst eher mackerige Antifa intensiv mit feministischen Fragen. Feministinnen verschiedener Generationen, Autonome, anarchistische Gewerkschafter, der Flash-Mob der Klinikangestellten - das Konzept der Care-Revolution bringt Menschen aus der linken Szene und darüber hinaus zusammen, die sich sonst kaum zum Kaffeetrinken treffen würden. Auch »Recht auf Stadt«-Aktivisten und Pflegepersonal in Arbeitskämpfen bündeln soziale Kämpfe vom Standpunkt der Reproduktion aus, ebenso wie die Debatten um Gemeingüter und die solidarökonomischen Netzwerke, die krisengeschüttelten Griechenland eine wichtige Rolle spielen. Jedenfalls herrscht derzeit eine unglaubliche Aufbruchsstimmung und deswegen jetzt alle: »Our solution - Care-Revolution!« schmi
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