nd-aktuell.de / 09.08.2014 / Brandenburg / Seite 14

Die Schweizer kommen

Die Zahl der Übernachtungen im Reiseland Brandenburg stieg auf 25,5 Millionen im Jahr

Wilfried Neiße
Das märkische Fremdenverkehrswesen entwickeln sich positiv. Das erfreut nicht nur den Wirtschaftsminister, Ralf Christoffers.

Die Hälfte der Besucher Brandenburgs erklärt am Urlaubsende, sie würde »ganz bestimmt« später einmal wiederkommen. Das ist eine starke Verbesserung zu früheren Jahren und ungefähr Durchschnitt in Deutschland. Wie bei der Präsentation der aktuellen Tourismusbilanz mitgeteilt wurde, gibt es Bundesländer, bei denen 63 Prozent der Besucher diese so genannte Wiederbesuchsabsicht äußern, aber auch andere Bundesländer, wo das nur 26 Prozent der Besucher tun. Welche Länder das jeweils aber sind, wurde nicht gesagt, als Professor Bernhard Eisenstein Ergebnisse der Tourismusmarktforschung durch die Fachhochschule Westküste bekannt gab. Eisenstein erklärte die Weigerung damit, dass es den einzelnen Ländern vorbehalten sei, ob sie die für sie ermittelten Werte freigeben oder nicht, wenn sie zum Beispiel nicht schmeichelhaft sind.

Nahezu alle Werte im märkischen Fremdenverkehrswesen entwickeln sich positiv, sagte Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (LINKE), als er erklärte, das Reiseland Brandenburg punkte heute mit moderner Infrastruktur und innovationsstarken Betrieben. Zwischen 2008 und 2013 sei die Übernachtungszahl von zehn Millionen auf 11,5 Millionen gestiegen. Dazu müssen noch 14 Millionen Übernachtungen im »Grauen Markt« hinzugezählt werden, das heißt zum Beispiel in Pensionen mit weniger als zehn Betten. Dabei werden allerdings auch Besuche bei Verwandten und Bekannten mitgerechnet.

Die brandenburgischen Campingplätze könnten im laufenden Jahr erstmals mehr als eine Million Übernachtungen erreichen. Wenn auch traditionell Polen und Niederländer immer noch die stärkste Gruppe der ausländischen Touristen stellen, so hat sich inzwischen auch die Zahl der gut zahlenden Schweizer verdoppelt, heißt es.

Skurril ist der Befund der Marktforschung zum Rückgang der innerdeutschen Tagesreisen binnen weniger Jahre. Für 2006 wurden 3,4 Milliarden Tagesreisen angegeben, für 2012 nur noch 2,8 Milliarden. In Brandenburg reduzierte sich in dieser Zeit der Tagestourismus von 108 Millionen auf 92 Millionen Reisen. Man erklärt sich dies laut Professor Eisenstein mit einem statistischen Effekt. Vor über einem Jahr hat eine Volkszählung festgestellt, dass deutlich weniger Menschen in Deutschland leben als zuvor angenommen. Weil die Angaben zu Tagesreisen aber auf Umfragen beruhen, die einfach auf die Bevölkerungszahl hochgerechnet werden, müsse eine reduzierte Einwohnerzahl auch zu einer reduzierten Zahl von Tagesreisen führen.

Der Chef der Tourismus Marketing Brandenburg GmbH Dieter Hütte sagte, das winterliche Angebot habe inzwischen den Saisonbetrieb des märkischen Tourismus ausgeglichen. Bandenburg sei auf dem Weg, sich als »Marke« im innerdeutschen Tourismus zu etablieren. Dabei würden sich Wassertourismus und Kulturtourismus gegenseitig befruchten. Der heutige Brandenburgbesucher sei gut informiert und sehr neugierig, er lasse sich auch auf »schräge« Angebote ein.

Dem Präsidenten des Hotel- und Gaststättenverbandes Brandenburg Olaf Schöpe zufolge ist das erste Quartal 2014 für die Branche wetterbedingt »sehr schwach« ausgefallen, das zweite jedoch »kolossal gut« gelaufen.

Wirtschaftsminister Christoffers teilte mit, dass die zumeist in den 1990er Jahren gebauten Radwanderwege nicht in jedem Fall mit der Instandsetzung durch die eigentlich zuständigen Kommunen und Landkreise rechnen können. Daher werde er EU-Geld für diesen Zweck zur Verfügung stellen, das für die Modernisierung eingesetzt werden darf. Christoffers zufolge überlagert die gegenwärtige Debatte um eine Pkw-Maut alle übrigen Fragen der Entwicklung der Infrastruktur in Deutschland. Der Minister forderte die Bundesregierung in diesem Zusammenhang auf, die Rückstufung ostdeutscher Wasserstraßen und den damit einhergehenden Verzicht auf ihren Ausbau unbedingt zu überdenken. Das würde auch dem Fremdenverkehr zugute kommen.