nd-aktuell.de / 09.08.2014 / Politik / Seite 2

Echter Donezker

Alexander Sachartschenko ist der der neue Premier der »Donezker Volksrepublik«

Detlef D. Pries

Die Lage um Donezk sei »kompliziert, schwierig, angespannt«, gab Alexander Sachartschenko zu, »aber nicht kritisch«. Obwohl die Stadt mehrfach von ukrainischen Truppen beschossen wurde, glaubt der neue Regierungschef der »Donezker Volksrepublik« nicht, dass der Versuch einer Erstürmung unmittelbar bevorsteht: »Das dient nur der Einschüchterung der Bevölkerung.«

Der 38-jährige Sachartschenko ist gebürtiger Donezker. Fraglos ein Vorzug gegenüber seinem Vorgänger Alexander Borodai, der nie verhehlte, dass er russischer Staatsbürger ist. Da war es für die Regierung in Kiew ein leichtes zu behaupten, die Aufständischen erhielten ihre Befehle aus Russland, wenn nicht direkt aus dem Kreml. Kurz zuvor von einem mehrtägigen Aufenthalt in Moskau zurückgekehrt, präsentierte Borodai am Donnerstag seinen Nachfolger als »kompetenten, willensstarken Kommandeur« und Freund.

Der Elektromechaniker hatte einst im Schacht gearbeitet, bevor er sich ins Geschäftsleben stürzte. Es habe sich vor allem um Schmuggelgeschäfte gehandelt, wollen ukrainische Medien wissen. Ein Jurastudium beendete Sachartschenko jedenfalls nicht.

Bekannt war er bisher als einer der Führer der Organisation »Oplot« (Bollwerk). Die war 2010 in Charkow entstanden und widmete sich zunächst der Unterstützung bedürftiger Kriegsveteranen und dem Kampf gegen die Verherrlichung von Nazikollaborateuren wie Stepan Bandera. Sa-chartschenko leitete die Donezker »Oplot«-Abteilung.

In Gegnerschaft zur Maidan-Bewegung, die als faschistisch gelenkt betrachtet wurde, entwickelte sich »Oplot« im Frühjahr zu einer der stärksten Aufstandsformationen im russischsprachigen Osten der Ukraine. Und ihr Kommandeur Sachartschenko wurde Vize-Innenminister der »Donezker Volksrepublik«. Jetzt ist er deren Regierungschef. Sein Vorgänger steht ihm als Chefberater und Vizepremier aber weiterhin zur Seite. Er werde die Republik nicht verlassen, aber als »gebürtiger Moskowiter« sollte er sie nicht anführen, erklärte Borodai.