nd-aktuell.de / 14.08.2014 / Politik / Seite 20

Twitter revolutioniert Indonesien

Barbara Barkhausen, Sydney
Drei Stunden täglich werden soziale Medien genutzt.

Über Twitter führt man in Indonesien politische Debatten, tauscht sich über Persönliches und neue Trends aus und schaut, welche Straßen in der Millionenmetropole Jakarta gerade verstopft sind. Vor allem in der Hauptstadt ist der Kurznachrichtendienst »König«. Jakarta allein ist für 2,4 Prozent des gesamten Twitter-Aufkommens verantwortlich, für Facebook ist Indonesien der viertwichtigste Markt. Drei Stunden täglich sollen Indonesier im Schnitt soziale Medien nutzen.

Indonesien, laut Weltbank die zehntgrößte Volkswirtschaft der Welt, ist ein junges Land. 60 Prozent der Bevölkerung sind unter 30 Jahre alt, für viele sind Produkte wie Smartphones mit ihren eingebauten Kleincomputern so etwas wie ein Statussymbol. Die Kommunikation über soziale Medien ist für Indonesier inzwischen alltäglich geworden, gemunkelt wird, dass Staatschef Joko Widodo nicht zuletzt dank sozialer Netze die Wahl im Juli gewonnen hat.

Denn vor allem jugendliche Wähler taten ihre politischen Meinungen über Twitter und Facebook kund. Am Wahltag - dem 9. Juli - war Joko Widodo Thema in über einer Million Tweets, zu einem Zeitpunkt tauchte sein Name gar in 2136 Tweets pro Minute auf. Widodo selbst hat fast zwei Millionen »Followers« auf Twitter und nutzt soziale Medien selbst ebenfalls zur Kommunikation und Selbstdarstellung. Auf Facebook und Twitter gab er frei seine Vorlieben bekannt - er ist Heavy-Metal-Fan. Auch Politisches diskutiert er gern direkt mit seinen Bürgern. So fragte er online kürzlich nach, wen die Bürger am liebsten im Kabinett sehen würden. In der Umfrage gab sein Team jeweils drei Vorschläge für jeden Ministerposten, aber auch die Option, eigene Vorschläge einzureichen.

Aktuell will Widodo - noch in seiner Rolle als Gouverneur von Jakarta, bevor er im Oktober die Präsidentschaft übernimmt - die Begeisterung der Bürger für soziale Medien und Apps der Hauptstadt zugute kommen lassen. Jakarta ist für seine vielfältigen Probleme berüchtigt - von heillosem Verkehrschaos bis zu großflächigen Überflutungen zur Regenzeit.

Nach einem Bericht der Tageszeitung »Jakarta Globe« führt der volksnahe Politiker jetzt eine App ein, auf der Bürger einfach und unbürokratisch mit der Verwaltung ihrer Hauptstadt in Verbindung treten können. Gemeckert werden darf dabei über alles, was stört - seien es Müll auf dem Gehweg, Straßenverkäufer, die Wege versperren oder kaputter Straßenbelag. Sämtliche Problemzonen sollen auf einer Google-Landkarte markiert und farblich einem Themenbereich zugewiesen werden, damit Bürger wie Beamte wissen, was wo gerade schief läuft und ihre Aufmerksamkeit verlangt.