Folge 32: Bildungsbürgertum, das; Substantiv, Neutrum

Bildungslexikon

  • lgn
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Untrennbar mit dem Begriff Bildungsbürgertum ist der Name Wilhelm von Humboldt (1767-1835) verbunden. Er definierte Bildung als Selbstbildung durch Aneignung der Welt, bei der vor allem die alten Sprachen helfen sollten. Hierfür entwarf er einen dreistufigen Bildungsplan, bestehend aus Elementarschule, Gymnasium und Universität. In Abgrenzung zur ständischen Bildung wollte er sein Bildungskonzept als ein für alle geltendes eingliedriges verstanden wissen. In seinem Königsberger Schulplan wandte Humboldt sich gegen eine Mittelschule (Realschule), die dann im 18. Jahrhundert machtpolitisch durchgesetzt wurde. Diese auf Ingenieurswesen und mittleres Beamtentum zielende neusprachliche Schule sollte den aufkommenden Arbeitskräftebedarf decken. Das altsprachliche Gymnasium wurde zum Hort einer sich herausbildenden Kulturelite aus aufstrebenden Bürgern und aufgeklärtem Hochadel, dem Bildungsbürgertum. Es trug maßgeblich zur Idee des Nationalstaats bei. Bis heute widersteht das Bildungsbürgertum allen Versuchen, die Allgemeinbildung auf neun bis zehn Jahre auszudehnen. Nicht selten waren es ihre Vertreter, die in den vergangenen Jahren aktiv und unter Ausnutzung ihrer gesellschaftlichen Stellung Bildungsreformen für eine Schule für alle, selbst einzelne Schritte in diese Richtung, blockierten. lgn

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