nd-aktuell.de / 20.08.2014 / Brandenburg / Seite 10

Auferstehung der Initiative »Freie Heide«

Die Bürgerinitiative »Freie Heide« konnte die geplante Nutzung der Kyritzer-Ruppiner Heide als Bombodrom verhindern. Umweltaktivist Roland Vogt will die Initiative wiederbeleben.

Rheinsberg. Der Umweltaktivist Roland Vogt will die Bürgerinitiative »Freie Heide« wiederbeleben. Der 73 Jahre alte Mitbegründer der Grünen fordert, dass alle Munitionsreste auf dem ehemaligen sowjetischen Truppenübungsplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide geräumt werden. Im Juli 2009 hatte das Bundesverteidigungsministerium nach einer vorangegangenen juristischen Niederlage vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg erklärt, auf den geplanten Luft-Boden-Schießplatz zu verzichten. Weil aber noch Blindgänger auf dem 12 000 Hektar großen Areal liegen, ist die Heide für die Bewohner weitgehend unzugänglich. Nur 4000 Hektar im Süden des Platzes können von kommendem Frühjahr an genutzt werden.

Vogt, der einst Konversionsbeauftragter des brandenburgischen Wirtschaftsministeriums war, machte seinen Vorstoß kürzlich bei einer Diskussionsveranstaltung des Vereins Friedensscheune Zempow in Rheinsberg. Der Verein hat die Geschichte des erfolgreichen Widerstands gegen das Bombodrom dokumentiert. »Die Heide ist eben nicht frei. Sie hätten weiterkämpfen müssen«, sagte Vorstandsmitglied Hans-Peter Laubenthal über die Bürgerinitiative, die sich 2012 auflöste.

Eine wiederbelebte Initiative »Freie Heide« soll nun nach dem Willen von Vogt für einen freien Zugang kämpfen. »Es ist eine Schande, dass die Leute, die jahrelang gelitten haben, jetzt wieder vor dem Sperrgebiet stehen.« Da der 73-Jährige mittlerweile wieder in Rheinland-Pfalz lebt, will er aber nicht die Führung übernehmen.

Renate Schüler, eine Anti-Bombodrom-Aktivistin der ersten Stunde, zeigte sich wenig optimistisch. »Diejenigen, die so sehr gekämpft haben, sind jetzt alt und müde.« Die Jugend sei weggezogen.

Die Kosten der Munitionsbeseitigung werden auf bis zu 600 Millionen Euro geschätzt. Vogt wirft dem Bund vor, sich nicht genügend zu engagieren. Zwar sei der Bund formal nur für die Beseitigung von Munition deutscher Armeen vor 1945 zuständig und nicht für solche aus Beständen der Alliierten. Deren Räumung gehe zulasten von Ländern, Kommunen und Bürgern. »Aber dann brauchen wir ein Gesetz, das die Übernahme der Munitionsbergungskosten durch den Bund regelt«, sagte Vogt. Anläufe der Bundesländer dazu seien vom Bundestag abgelehnt worden.

Vogt, der die »Freie Heide« einst mitbegründete, gibt sich trotz der Skepsis seiner einstigen Mitstreiter kämpferisch. Sein Lebensprinzip sei es immer gewesen, Dinge mit Vorschlägen ins Rollen zu bringen. »Ich habe einen Impuls gesetzt, und jetzt warte ich auf Resonanz.« dpa/nd