Bauernverband erwartet gute Erntebilanz
Kaum Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland
Mildes Wetter und ein früher Saisonstart sorgen in diesem Jahr für eine positive Erntebilanz. Mit rund 50 Millionen Tonnen Getreide wurden rund fünf Prozent mehr von den Feldern geholt als im vergangenen Jahr, teilte der Deutsche Bauernverband (DBV) am Dienstag in Berlin mit. Allerdings mussten die Landwirte mit zum Teil schwierigen Witterungsbedingungen umgehen, erklärte DBV-Präsident Joachim Rukwied. So seien im Süden und Westen teils deutliche Einbußen zu verzeichnen gewesen. Nach Sturm, starkem Regen und Hagel sei die Ernte in manchen Regionen »eine echte Hängepartie« geworden, sagte Rukwied. In den östlichen Ländern stehe noch ein Drittel des Weizens auf den Feldern.
Bei Winterweizen, der wichtigsten Getreideart in Deutschland, stieg die Erntemenge auf rund 26 Millionen Tonnen - fast 1,6 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr. Auch Raps und Wintergerste verzeichnen Zuwächse. Bei Roggen dürfte die Erntemenge dagegen sinken, nachdem die Anbauflächen stark reduziert wurden.
Auch Obst- und Gemüsebauern erwarten insgesamt gute Erträge, Hagelschäden hielten sich meist in Grenzen. Besonders bei Spargel, Süßkirschen und Pflaumen gab es gute Erträge. Die Apfelernte werde in diesem Jahr um 29 Prozent höher ausfallen als 2013. In der gesamten EU wird bei Äpfeln ein Plus von neun Prozent erwartet.
Angesichts größerer Erntemengen auf dem Weltmarkt seien die Preise aktuell stark unter Druck geraten, erläuterte der Bauernverband. So liege der Erzeugerpreis bei Winterweizen bei etwa 150 Euro pro Tonne, nachdem es im Vorjahr 180 Euro gewesen seien. Bei Produkten, die nicht aufwendig weiterverarbeitet werden, wie Kartoffeln dürften sinkende Erzeugerpreise auch bei den Kunden im Supermarkt ankommen, erklärte Rukwied. Während im vergangenem Jahr für ein Kilogramm Kartoffeln rund ein Euro gezahlt worden sei, liege die Preisspanne derzeit bei 45 bis 60 Cent.
Das russische Embargo für Fleisch, Obst und Gemüse wird laut Rukwied nur indirekt Auswirkungen haben, da der Absatz deutscher Agrarprodukte in Russland schon zuvor rückläufig war. Druck werde aber von Obst und Gemüse aus europäischen Ländern ausgehen, das nicht mehr in Russland verkauft werden könne und daher auf den deutschen Markt komme.
Der Bauernverband nutzte die Erntebilanz, um sich erneut gegen den Mindestlohn zu positionieren. In einer Mitteilung sprach der Verband von einem »Damoklesschwert« über dem Obst- und Gemüseanbau. Er befürchtet Einbußen, wenn »kostengünstiger erzeugte Ware aus süd-, mittel- und osteuropäischen Ländern deutsche Erzeugnisse im Lebensmittelhandel verdrängen«.
Im Juli hatten Gewerkschaft und landwirtschaftliche Arbeitgeberverbänden eine Tarifeinigung ausgehandelt, nach der Saisonkräfte erst ab 2017 über dem ab 1. Januar 2015 geltenden Mindestlohn liegen. Im kommenden Jahr verdienen Saisonarbeiter 7,20 Euro (Ost) und 7,40 Euro (West).
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