Wahl-O-Mat im Selbstversuch

Andreas Fritsche über seine gefährlichen politischen Ansichten

Ich habe es geahnt, obwohl ich es nicht wahrhaben wollte. Ich bin also doch ein unverbesserlicher Betonkopf - und meine Kollegen im Berlinressort genauso. Alle heimliche DKP-Anhänger!

»Keine Daten werden abgespeichert - nirgendwo«, beruhigte mich am Donnerstag Online-Redakteurin Pamela Brandt von der Bundeszentrale für politische Bildung. Der Verfassungsschutz dürfte demnach nicht wissen, wie mein Selbstversuch am Wahl-O-Mat zur brandenburgischen Landtagswahl ausgegangen ist. Ich möchte dem nach Personalabbau durch die rot-rote Koalition eventuell arbeitsüberlasteten Verfassungsschutz hier jedoch mal einen Gefallen tun und meine bedrohlichen politischen Ansichten offenlegen.

Der Frage, ob der Verfassungsschutz aufgelöst werden sollte, habe ich zugestimmt. In einer mustergültigen Demokratie sind Geheimdienste weder erforderlich noch angebracht, denke ich, der ich mich für das Musterbeispiel eines Demokraten halte. Von dieser Selbsteinschätzung lasse ich mich auch nicht durch den Wahl-O-Mat abbringen, obwohl dieser mir eine Übereinstimmung von 78 Prozent mit der DKP bescheinigt - der Deutschen Kommunistischen Partei, die die Eigentumsverhältnisse revolutionär umgestalten wolle und vom Verfassungsschutz als linksextrem eingestuft werde, wie der Wahl-O-Mat mich gleich warnte.

Ich habe die DKP noch nie gewählt, sondern immer die LINKE, die bei mir mit 76 Prozent Übereinstimmung auf Platz zwei rangiert. Eine Frage zur Klarstellung meiner angeblichen DKP-Sympathien - wie treu ich etwa den Lehren von Marx, Engels und Lenin folge - die hielt der Wahl-O-Mat für einen revisionistischen Gartenzwerg wie mich nicht parat. Also musste ich mich unfreiwillig als Linksextremist enttarnen. Ich beantrage deswegen hiermit den Opferstatus.

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