Extremisten haben reichlich Zulauf

Damaskus will im Kampf gegen die Dschihadisten kooperieren - Berlin lehnt Zusammenarbeit ab

  • Lesedauer: 2 Min.
Der Vormarsch der Dschihadisten in Syrien und Irak sorgt für internationale Empörung und den Zustrom von neuen Kämpfern.

Damaskus. Die syrische Staatsführung hat sich zur Beteiligung am internationalen Kampf gegen die Dschihadistengruppe »Islamischer Staat« (IS) bereit erklärt. Damaskus sei »zur Kooperation und Koordination auf regionaler und internationaler Ebene bereit, um den Terrorismus zu bekämpfen«, teilte Außenminister Walid al-Muallim am Montag mit. Auch wolle Syrien eine Resolution des UNO-Sicherheitsrates zu der Frage mittragen. Sämtliche Einsätze auf syrischem Staatsgebiet müssten aber mit Damaskus abgesprochen werden, warnte Muallim. Alles andere werde als »Aggression« gewertet.

Die Bundesregierung lehnte eine Zusammenarbeit mit der syrischen Führung unter Staatschef Baschar al-Assad am selben Tag ab. Diese habe »unglaubliches Unrecht auf sich geladen«, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. »Unterschiedliche Formen von Unrecht« dürften nicht gegeneinander aufgewogen werden.

Nach ihrem Vormarsch in Syrien und Irak erhält die Terrorgruppe unterdessen weiteren Zulauf. Allein am Wochenende hätten sich mehr als 300 Männer anderer oppositioneller Milizen den IS-Extremisten angeschlossen, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag. Deren Leiter Rami Abdel Rahman sagte der Nachrichtenagentur dpa, insgesamt habe die Gruppe in Syrien inzwischen rund 50 000 Kämpfer. Etwa 20 000 davon kämen aus dem Ausland - vor allem aus dem arabischen Raum und aus Europa.

Bereits in der vergangenen Woche hatten die Menschenrechtsbeobachter von einem enormen Zulauf für die Extremisten berichtet. Seit Juli hätten sich diesen etwa 6300 Kämpfer angeschlossen, hieß es. Ein Grund für den Zulauf dürfte neben den militärischen Erfolgen der Dschihadisten vor allem auch die Bezahlung sein. Die Terrorgruppe hatte am Wochenende im Osten Syriens den strategisch wichtigen Militärflughafen Al-Tabka eingenommen.

Nach UNO-Erkenntnissen hat »Islamischer Staat« grausame Massaker verübt. Neben Massenmorden würden die sunnitischen Extremisten in Irak systematisch Vergewaltigungen begehen und Menschen in die Sklaverei zwingen, erklärte UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay am Montag. Mindestens 670 Häftlinge seien am 10. Juni von der IS-Miliz im Gefängnis in der Stadt Mossul ermordet worden, weil sie keine Sunniten waren. »Ich fordere die internationale Gemeinschaft auf, die Schuldigen an diesen teuflischen Verbrechen nicht straflos davonkommen zu lassen«, erklärte Pillay.

Ein nach fast zwei Jahren Geiselhaft in Syrien frei gelassener US-amerikanischer Journalist befindet sich inzwischen in Israel. Ein früherer Mitarbeiter des israelischen Militärgeheimdienstes bestätigte am Montag Berichte, denen zufolge Peter Theo Curtis nach seiner Freilassung über die Golanhöhen nach Tel Aviv gebracht wurde. Nach Angaben von US-Außenminister John Kerry war Curtis Gefangener der mit der Terrororganisation Al Qaida verbundenen Al-Nusra-Front. Agenturen/nd

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