nd-aktuell.de / 30.08.2014 / Politik / Seite 29

Der richtige Reim

Deutsche Luftwaffe marode, Solon kameradschaftlich.

Mike Mlynar

»Wie soll ich das wieder reimen?«, fragt sich der alte Diener Daniel, als ihn Franz Mohr, der skrupellose Bruder in Schillers »Räuber«, nach einem Beichtvater schickt.

Meistens haben wir es uns schon abgewöhnt, länger darüber nachzudenken, warum sich in diesem Sinne in Politik, Wirtschaft oder Feuilleton so oft nichts reimt. Geschweige denn darüber zu grübeln, warum es Massenmedien so oft unterlassen, den richtigen Reim mit zu liefern.

Ein Beispiel vom Anfang der Woche: »Die Ausstattung der Bundeswehr ist desaströs«, meldet ein liberales deutsches Nachrichtenmagazin. Die staatsnahe deutsche Nachrichtenagentur zitiert unter anderem als Fakt aus dem Magazin: »Von 109 Eurofightern sind nur acht uneingeschränkt verfügbar.« Die größte linke Tageszeitung im Land titelt diese Agenturnachricht mit: »Marode Luftwaffe nur bedingt einsatzbereit«

Welchen Reim sollte sich der geneigte Rezipient darauf machen? Ist die teure Luftwaffe nur ein billiges Luftspiel? Sollte sie statt 109 besser 901 Eurofighter haben? Braucht sie neue Generäle oder bessere Triebwerksmonteure oder nur mehr Zapfsäulen? Ist alles Unfähigkeit oder Sabotage? Sieht der Einsatzplan vielleicht überhaupt vor, dass immer nur acht Flieger »uneingeschränkt« verfügbar sind? Werden Eurofighter in der Luft (wegen der anschwellenden Drohnenschwärme) inzwischen ohnehin entbehrlich und kann man die Jets deshalb besser gleich an die Herren Assad oder Poroschenko abgeben?

Vor vergleichbaren und ähnlichen Fragen stehen die Menschen, so lange in der Welt ungereimtes Zeug umherschwirrt. Also so lange wie es Sprache, vor allem geschriebene Sprache gibt. Erfahrungsgemäß führt zum richtigen Reim nicht mehr Information sondern mehr Bildung. Und Mut zu vermeintlich schrägen Schlussfolgerungen - im Wissen darum, dass des einen Blickwinkel ohnehin immer des anderen Verschwörungstheorie ist.

Machen wir einen Test. Angelehnt an einen attischen Dichter aus dem 6. Jahrhundert v.u.Z., dessen Zeilen uns Ingeborg Worm aus Falkensee als Denkspiel geschickt hat:

»O Solon, Solon
sprach Krösus;

willst du wirklich
von mir weichen
ohne Abschied?

Ohne Abschied -
sagte Solon weich ich nicht.«


Schreiben sie das Gedicht so auf, dass es sich reimt!

Lösung Sie bitte per Post (Kennwort »Denkspiel«) oder als Mail an spielplatz@nd-online.de[1]. Einsendeschluss ist der 3. September. Absender nicht vergessen, denn wir losen wie stets einen Buchpreis aus!

Links:

  1. spielplatz@nd-online.de